Vom Maschinenbau-Studenten zum Head of Engineering Management

Interview mit Führungskräfte-Coach Clemens Baumgartner

Tim Lamkemeyer
Eine Gruppe Personen sitzen um einen Tisch.

In seinem Podcast ROCKETENGINEERS spricht Lennard Hermann alle 2 Wochen mit erfahrenen Ingenieuren, Führungskräften oder Beratern über die wichtigsten Learnings auf ihrem Berufsweg. Lennard hat an der RWTH Aachen mit einem Zwischenstopp in Kanada Maschinenbau studiert und arbeitet aktuell als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Fertigungstechnik.

Clemens Baumgartner

Clemens Baumgartner

Diese Woche erfahrt Ihr von Clemens Baumgartner, wie Ihr zum Berufsstart den passenden Mentor im Unternehmen findet, was Ihr im Konzern machen müsst, um aufzusteigen und wann der beste Zeitpunkt für einen Wechsel in eine Führungsposition ist. Clemens hat an der TU Konstanz Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Prozesstechnologie studiert und war Head of Engineering Management bei Linde, dem Weltmarktführer im Bereich Industriegase. Dort arbeitet er aber inzwischen nur noch 3 Tage pro Woche und hat sich als Führungskräfte-Coach selbstständig gemacht.

 

Experten-Tipp: Übernimm schon im Studium Führungsaufgaben

ROCKETENGINEERS: "Ein klassischer Berufsweg bei Ingenieuren ist ja, dass sie irgendwann nicht mehr in ihrem Fachbereich arbeiten, sondern in eine Führungsposition gehen. Welcher Zeitpunkt ist für diesen Wechsel optimal und wie kann ich ihn anstoßen?"

Clemens Baumgartner: "Der Zeitpunkt zum Beginnen heißt auf jeden Fall ‘jetzt’ – und das für jeden, egal wie alt man ist. [...] Ich denke aber auch: Führungsaufgaben übernimmt man nicht von heute auf morgen. Denn die zu besetzende Stelle muss ja verfügbar sein. Wenn ich eine Abteilung übernehmen möchte mit 10 oder 20 Leuten oder eine Gruppenleitung, dann muss die erst mal da sein. Oftmals gibt es die nicht. Häufig sitzen da schon Leute drauf und dann sieht man, dass da überhaupt gar keine Stelle frei ist. Das ist dann nicht immer ganz einfach.

Wichtig finde ich aber, dass man ganz klar zeigt, dass man das Potenzial für Führungsaufgaben hat. Man muss da immer ein bisschen auf sich aufmerksam machen, sonst wird man auch nicht entdeckt. Diesen Schritt zu initiieren ist für mich ein Prozess, der für mich nicht einfach von heute auf morgen stattfindet.

Wichtig ist dann, wenn man so eine Stelle wirklich findet, wenn man sich darauf bewirbt und es gibt ein Interview – egal, ob es intern im Unternehmen ist oder extern, wenn ich das Unternehmen wechsele – dann werden einem sehr viele Fragen gestellt. Und wenn man dann nachweisen kann, dass man bereits im Privatbereich Sachen gemacht oder im Studium Gruppen geführt hat, dann sind das alles Komponenten, mit denen man nachweisen kann, dass man Führungserfahrung hat und geeignet ist."

So setzt Du es um

Führungskraft wirst Du nicht von heute auf morgen. Der Weg nach oben ist eher ein Prozess und Du kannst schon während Deines Studiums einiges dafür tun, dass Du im Job schnell nach oben steigst. Aber auch, wenn Du Dein Studium bereits beendet hast und schon als Ingenieur arbeitest, kannst Du direkt etwas tun, um deine Karriere zu pushen. Die goldene Regel dabei lautet immer: Mach auf Deine Leistungen aufmerksam und zeig’ den Führungskräften in Deinem Unternehmen regelmäßig, dass Du mehr machst, als für Deinen Job nötig wäre. Das kostet Dich natürlich ein bisschen Einsatz und Aufwand, aber anschließend stehen Deine Chancen ziemlich gut, dass sie bei einer frei werdenden Führungsposition an Dich denken und Du derjenige bist, der aus der Fachabteilung in die nächste Ebene befördert wird.

Wenn Du im Moment noch studierst, ist es für Deine spätere Führungskarriere z.B. sinnvoll, wenn Du – wie Clemens Baumgartner im Interview bereits erwähnt hat – die Leitung von Gruppenarbeiten in verschiedenen Studienmodulen, etwa zur Anlagenplanung, zu Fertigungsstrukturen oder zur Smart-City-Planung, übernimmst. Hier kannst Du bereits Dein Wissen aus dem Studium mit Führungserfahrungen kombinieren. Außerdem kannst Du Führungsverantwortung auch in Deiner Freizeit übernehmen, etwa wenn Du ehrenamtlich arbeitest und dort Führungserfahrung z.B. als Trainer im Jugendbereich Deines Sportvereins übernimmst. In diesen Positionen kannst Du nicht nur viel über die Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Menschen lernen, Du verschaffst Dir auch in den Bewerbungsgesprächen nach Deinem Studium einen großen Vorteil.

Angehende Ingenieure ohne Führungserfahrung müssen etwa bei praxisorientierten Fragen wie “Wie würden Sie im Führungsalltag mit Personen umgehen, die Ihre Entscheidungen regelmäßig untergraben?” erst überlegen und anschließend über ihr Bücherwissen reden. Im Gegensatz dazu kannst Du aus dem Nähkästchen plaudern. Wenn Du lange genug etwa Studiengruppen oder eine Sportmannschaft geleitet hast, kannst Du bei solchen Fragen neben den theoretischen Lösungsstrategien auch darauf verweisen, wie Du mit einer ähnlichen Situation in der Praxis umgegangen bist. Dabei kannst Du auch darauf eingehen, ob sich das Vorgehen bewährt hat. So zeigst Du den Personalern ganz nebenbei, dass Du in der Lage bist, Dein Handeln zu reflektieren – was Dich ebenfalls für den Schritt vom Fachexperten zur Führungskraft qualifiziert.

Aber auch, wenn Du Dein Ingenieur-Studium bereits abgeschlossen hast und in Zukunft in eine Führungsposition wechseln möchtest, kannst Du etwas dafür tun, um den Prozess zu beschleunigen. Dabei ist es vor allem wichtig, dass Du Deine Vorgesetzten immer wieder von Deinen Führungsqualitäten und Deinem organisierten Arbeiten überzeugst. So kannst Du etwa, wenn Du neu im Unternehmen bist und Dich sowieso in die technischen Abläufe und Hintergründe einarbeiten musst, Strukturskizzen und Präsentationen über die täglichen Arbeitsabläufe anfertigen. Im Gegensatz zu den üblichen groben Skizzen für Deine private Nutzung dauert die ansehnliche Darstellung natürlich etwas länger. Dafür erkennst Du aber vielleicht beim detaillierten Erstellen direkt erste Optionen für Prozessoptimierungen oder kannst in anstehenden Meetings Deine Grafiken vorstellen und sie etwa zur Einarbeitung von neuen Kollegen anbieten.

Das ganze Interview im Podcast anhören

Es ist niemals zu früh, um Führungsaufgaben zu übernehmen! Diese Einstellung vertritt zumindest Clemens Baumgartner. Aber er hat natürlich noch mehr Tipps für Eure Karriere. In Folge #27 vom ROCKETENGINEERS-Podcast erzählt er Euch auch noch, wie Ihr es schafft, Euch im Konzernumfeld nach oben zu arbeiten und wie Euch Mentoren dabei helfen können. Klingt spannend? Dann klickt rein:

DARUM GEHT'S IN FOLGE #27:

  • 01:40 – Vorstellung von Clemens Baumgartner
  • 08:50 – Was bedeutet eine erfolgreiche Karriere für ihn?
  • 10:40 – Was ist der ideale Zeitpunkt, um von einer Fachkraft zur Führungskraft zu werden?
  • 17:00 – Warum kam ein Wechsel des Unternehmens für Clemens Baumgartner nie infrage?
  • 19:20 – Muss man auch am Wochenende arbeiten, um innerhalb eines Konzerns aufsteigen zu können?
  • 25:00 – Wie kann man andere als Mentor gewinnen?
  • 27:30 – Welche konkreten Hacks kann man umsetzen, um seine Karriere zu beschleunigen?
  • 32:00 – Ende von Episode #27