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Du kannst und solltest immer wieder Aufgaben abgeben

Interview mit Dr. Tim Göttsching, Maschinenbauingenieur und Group Vice President

Von Tim Lamkemeyer

 

 

In seinem Podcast ROCKETENGINEERS spricht Lennard Hermann alle 2 Wochen mit erfahrenen Ingenieur:innen, Führungskräften oder Berater:innen über die wichtigsten Learnings auf ihrem Berufsweg. Lennard hat an der RWTH Aachen mit einem Zwischenstopp in Kanada Maschinenbau studiert und arbeitet aktuell als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Fertigungstechnik.

Diese Woche erfährst Du von Dr. Tim Göttsching, wieso er die Schleiftechnik genauso spannend findet wie den Automobil- oder Flugzeugbau, welche Bedeutung Netzwerke für ihn haben und wie er mit der richtigen Selbstorganisation sicherstellt, dass er all seine Aufgaben bearbeiten kann. Tim hat an der Leibniz Universität Hannover Maschinenbau studiert. Inzwischen ist er Group Vice President Industry Management & Digitalization beim mittelständischen Schleifmittelhersteller Hermes.



Dr. Tim Göttsching


Experten-Tipp: Gib operative Dinge ab um mehr Zeit für andere Aufgaben zu haben

ROCKETENGINEERS: “Du hast immer mehr Verantwortung übernommen und erzählt, dass Dir das auch gefällt. Zu mehr Verantwortung kommen aber natürlich auch immer mehr Aufgaben und das geht mit mehr Terminen einher. Wie schaffst Du es, Dich zu organisieren und sicherzustellen, dass Du produktiv arbeitest und all diese Aufgaben auch erfüllst?”

Dr. Tim Göttsching: “Ich merke, dass es wichtig ist für die Rolle als Führungskraft, dass man ein Gefühl dafür entwickelt, wann man ein Thema delegieren muss. Wann muss ich mir da jemanden mit an Bord holen? Muss ich ggf. auch überlegen, mir externe Hilfe dazu zu holen, weil das Team vielleicht auch keine Kapazitäten mehr hat? Das ist ein ganz wichtiger Punkt, muss ich sagen, weil es irgendwann eine Welle wird. Am Anfang denkt man sich noch: ‘Das Thema nehme ich mal kurz mit. Das mache ich diese Woche und vielleicht nächste Woche noch.’ Aber dann wird es relativ schnell groß.

Das muss man als Führungskraft verstehen – und da ist auch überhaupt nichts schlimmes bei – dass man als Führungskraft in der Regel nicht dafür bezahlt wird, operative Dinge zu tun. Das war gerade in den letzten 2 Jahren ein großes Learning für mich, dass ich versuche, viel schneller zu entscheiden:

  • Kann ich das jetzt selber machen bzw. wie viel Zeit kostet mich das wirklich? Ist es jetzt schnell? Dann mache ich es selber.
  • Oder kostet es mich mehr als eine halbe Stunde oder Stunde meiner Zeit? Dann müsste ich schon überlegen, ob es nicht schneller geht, wenn ich 10 Minuten jemanden briefe und dann die restliche Zeit, die 50 Minuten, die Aufgabe los bin.

Das ist wirklich ein wichtiger Tipp und mein größtes Learning in den letzten 2 Jahren.”

So setzt Du es um

Wenn Du nach der Uni beim Automobilzulieferer, Werkzeugmaschinenproduzenten oder Energieversorger einsteigst, hast Du an der Uni schon jede Menge Fachwissen gesammelt, das Du nun praktisch umsetzt. Nach einigen Jahren in der Produktion, Entwicklung oder Forschung bist Du zum Experten in Deinem Bereich geworden und hast gute Chancen, zum Projekt- oder Teamleiter aufzusteigen. Und ab dem Tag, an dem Du Deine neue Position einnimmst, wird für Dich vieles anders:

  • Du kümmerst Dich um Kostenstellenrechnungen statt Simulationsberechnungen.
  • Gemeinsam mit den anderen Personen auf Deiner Hierarchieebene oder in Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung legst Du strategische Ziele und Vorgehensweisen fest.
  • Und Du bist am Ende nicht mehr derjenige, der die daraus resultierenden Aufgaben eigenhändig umsetzt, sondern dafür sorgt, dass die passenden Mitarbeiter:innen die entsprechenden Tasks bekommen und motiviert bearbeiten.

Durch Deinen Aufstieg und den damit verbundenen Rollenwechsel bekommst Du also nicht nur mehr Verantwortung und mehr Geld, sondern hast auf einmal zusätzliche Aufgaben, die einen hohen Anteil Deiner Zeit einnehmen können – und musst dafür die technischen Tätigkeiten abgeben, für die Du eigentlich ursprünglich Ingenieur:in geworden bist. Da liegt es natürlich nahe, dass Du immer mal wieder einspringst, wenn es in Deiner Abteilung zu technischen Problemen kommt oder sich zwei Gruppen von Mitarbeitenden nicht einigen können, welche Maschine sich am besten für die additive Fertigung eignet oder welches Material für das neue Gewinde optimal ist.

Als Vorgesetzte:r kannst – und solltest – Du Deine Mitarbeitenden in solchen Situationen natürlich unterstützen, ihnen Lösungswege aufzeigen und im Zweifelsfall entscheiden, wie sie weiter vorgehen sollen. Wenn Du Dich allerdings dazu hinreißen lässt, wieder zu tief in die technischen Details einzutauchen, bleiben schnell Deine Managementaufgaben auf der Strecke. Das hat für Dich nicht nur Überstunden zur Folge, sondern Deine Vorgesetzten nehmen Dich im schlimmsten Fall als überfordert wahr.

Für Dich ist es wichtig, dass Du technisch immer einen guten Überblick hast, um fundierte Entscheidungen treffen zu können, aber auf der anderen Seite Deine Mitarbeitenden auch so gut auf ihre Aufgaben vorbereitest, dass sie die meisten "Probleme" im Arbeitsalltag selbst oder untereinander lösen können. Du musst nicht den Anspruch haben, jederzeit in alle Details involviert zu sein. Es reicht aus, wenn Du weißt, wen Du fragen kannst, wenn Du einmal tiefergehende Infos oder Daten brauchst.

Um dieses Gleichgewicht zu schaffen, bieten sich regelmäßige Jours fixes an, in denen Du mit Deinen Mitarbeiter:innen darüber redest, welche Meilensteine sie in der vergangenen Woche gemeistert haben, welche Aufgaben in den kommenden Tagen anstehen und wo sie vielleicht schon heute absehen können, dass sie Unterstützung oder zusätzliche Informationen brauchen werden. Nur wenn Du mit all Deinen Team Membern im Austausch bleibst, kannst Du rechtzeitig erkennen, wer noch das entsprechende Wissen und Kapazitäten zur Unterstützung frei hat und Teams bilden, die ein optimales Ergebnis sicherstellen – ohne, dass Du immer wieder durch Alltagsprobleme aus Deiner Management-Arbeit herausgerissen wirst.

Das ganze Interview im Podcast anhören

Dr. Tim Göttsching hat in seiner Karriere immer wieder die sich bietenden Möglichkeiten genutzt, aber nie zielgerichtet auf einen bestimmten Karriereweg hingearbeitet. In Folge 72 im ROCKETENGINEERS Podcast erfährst Du von ihm, wieso Schleiftechnik für ihn ähnlich interessant ist, wie die Arbeit bei einem Automobilkonzern, welche Bedeutung das Netzwerken für ihn hat und wieso eine erfolgreiche Karriere für ihn nicht nur was mit seinem Job zu tun hat.

Darum geht’s in Folge #72:
  • 01:15 – Dr. Tim Göttsching stellt sich vor
  • 03:30 – In welchen Positionen hat er bereits bei Hermes Schleifmittel gearbeitet?
  • 06:00 – Was bedeutet für ihn eine erfolgreiche Karriere
  • 11:00 – Wieso ist die Arbeit in der Schleiftechnik genauso spannend wie z.B. in der Automobilindustrie?
  • 17:30 – Wie ist es zu seinen einzelnen Karriereschritten gekommen?
  • 24:30 – Welche Bedeutung haben für ihn Mentor:innen und ein gut ausgebautes Netzwerk?
  • 26:00 – Wie stellt er sicher, dass er all seine Aufgaben bearbeiten kann?
  • 31:00 – Welche Karriere-Tipps möchte er noch mit auf den Weg geben?

    Gesamtlänge der Folge: 33:15 Min
 

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