Vom Maschinenbau-Studenten zum Professor

Interview mit Prof. Dr. Achim Kampker aus der E-Mobilitätsbranche

Tim Lamkemeyer
Zwei E-Scooter von hinten.

In seinem Podcast ROCKETENGINEERS spricht Lennard Hermann alle 2 Wochen mit erfahrenen Ingenieuren, Führungskräften oder Beratern über die wichtigsten Learnings auf ihrem Berufsweg. Lennard hat an der RWTH Aachen mit einem Zwischenstopp in Kanada Maschinenbau studiert und arbeitet aktuell als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Fertigungstechnik.

Prof. Dr. Achim Kampker

Prof. Dr. Achim Kampker

Diese Woche erfährst Du von Prof. Dr. Achim Kampker, welche Rolle konkrete Ziele in Deiner beruflichen Laufbahn spielen, welche soziale Verantwortung mit Deinem Job als Ingenieur verbunden ist und wie Du es als Vorgesetzter schaffst, neben den betriebswirtschaftlichen Aufgaben auch technisch up to date zu bleiben. Prof. Dr. Kampker hat an der RWTH Aachen Maschinenbau mit der Vertiefung Produktionssystematik studiert. Inzwischen ist er dort Lehrstuhlinhaber für das Production Engineering of E-Mobility Components, hat einen E-Fahrzeughersteller mitgegründet und ist Gründer des Vereins "Ingenieure retten die Erde e.V."

 

Experten-Tipp: Um innovativ zu arbeiten, darf ein Projekt auch mal scheitern

ROCKETENGINEERS: "Ingenieure stehen immer vor der Herausforderung, das wirtschaftlich und technisch Machbare unter einen Hut zu bekommen. Dabei kann es natürlich auch zu Rückschlägen kommen, dass etwas nicht so funktioniert, wie gedacht. Wie gehen Sie mit solchen Situationen um, wenn etwas nicht klappt?"

Prof. Dr. Achim Kampker: "Ich führe immer wieder die Diskussion, wenn es etwa um die Förderung von Projekten geht. Da heißt es: ‘Ja, dann müssen die Projekte aber auch erfolgreich sein.’ Aber das ist utopisch. Wir reden immer gern über die Projekte, die erfolgreich waren und dann tun immer alle so, als ob sie vorher schon gewusst hätten, was man tun muss, um erfolgreich zu sein, aber de facto ist die Wahrheit ja, dass bei 10 Initiativen aus einer etwas wird, 2 dümpeln vor sich hin und die anderen gehen kaputt.

Das ist normal und wir müssen dieses Scheitern auch zulassen. Alle nicken dann immer und sagen: ‘Ja, genau’. Aber wenn man dann in die Presse reinguckt oder wenn der Nachbar oder Kollege mal daneben liegt mit irgendetwas und nicht erfolgreich war, dann lacht man sich doch ins Fäustchen. [...]

Da müssen insbesondere wir Ingenieure uns an die eigene Nase fassen und uns sagen: ‘Das müssen wir einfach mal mittragen.’ Wir sollten auch mal eine Idee des anderen Ingenieurs gut finden und nicht nur sagen: ‘Ouh, wenn ich da mal genauer nachrechne, dann kann man das noch besser machen.” Es ist wichtig, da einfach mal hinzugehen, das mit nach vorne zu bringen, dabei zu helfen, dass die Ideen der Ingenieur-Kollegen Erfolg haben. Und das erfordert von uns, dass wir uns nochmal anders strukturieren und uns selber hinterfragen."

So setzt Du es um

Als Ingenieur bist Du unter anderem dafür verantwortlich, dass das Unternehmen, für das Du arbeitest, immer neue Produkte auf den Markt bringt oder die bestehenden optimiert werden. Um etwa neue Werkstoffe oder Antriebe zu entwickeln, musst Du auf der einen Seite natürlich das nötige Fachwissen besitzen, Dich aber auf der anderen Seite auch mal trauen, neue Wege zu gehen und etwa Verfahren auszuprobieren, bei denen Du noch nicht ganz genau weißt, ob sie am Ende erfolgreich sind. Wenn Du die bekannten Pfade zwischendurch verlässt und innovativ denkst, ist der Projekterfolg zwar nicht mehr garantiert, es besteht aber umso mehr die Möglichkeit, dass Du eine wirkliche Innovation entwickelst – und Du kannst Deinen ingenieurtypischen Leidenschaften, etwas neues auszuprobieren und kreativ zu werden, Tag für Tag nachgehen.

Dabei sollst Du natürlich nicht einfach wild drauf los experimentieren, aber auch keine Angst vor dem Scheitern haben. Auch aus Deinen Ideen, die sich nicht wie gewünscht umsetzen lassen, kannst Du wichtige Learnings für die Zukunft ziehen: Wenn etwa Dein Ansatz zur Produktionsoptimierung dieses Mal nicht umsetzbar ist, können sich die Rahmenbedingungen in den kommenden Jahren so ändern, dass Du vielleicht nur kleinere Änderungen vornehmen und mit wenig Aufwand ein fertiges Konzept präsentieren kannst.

Aber auch wenn Du es nach einigen Jahren in eine Führungsposition geschafft hast, solltest Du Deine Mitarbeiter nicht unter einen zu großen Erfolgsdruck stellen, sondern sie vielmehr dazu motivieren, sich gegenseitig zu unterstützen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es sinnvoll, wenn Du mit ihnen auf das große Ganze blickst und ihnen dabei hilfst, den Blick von der rein projektbezogenen Arbeit zu lösen.

Wenn Deine Mitarbeiter genau wissen, welchen Baustein sie etwa durch ihre Forschung oder Konstruktion zum gesamten Unternehmenserfolg beitragen, wirkst Du der Ellenbogenmentalität und destruktivem Verhalten anderer Kollegen entgegen, weil es ein großes gemeinsames Ziel gibt, auf das alle hinarbeiten. So steigt auch die Bereitschaft Deiner Mitarbeiter untereinander, sich bei Problemen gegenseitig zu unterstützen, da auf den ersten Blick klar ist, dass bei einem gescheiterten Teilprojekt der eigene Erfolg im Gesamtprojekt gefährdet wird.

Das ganze Interview im Podcast anhören

Prof. Dr. Achim Kampker ist ein Tausendsassa im Ingenieurwesen: Neben seiner Rolle als Leiter des Lehrstuhls "Productions Engineering of E-Mobility Components" an der RWTH Aachen ist er auch Mitgründer der StreetScooter GmbH und Gründer des Vereins "Ingenieure retten die Erde e.V." In Folge #43 im ROCKETENGINEERS Pordcast erzählt er von seinen unterschiedlichen Aufgabenbereichen, gibt Dir Tipps, wie Du Dich als Ingenieur sozial engagieren kannst und verrät, welche Eigenschaften einen guten Ingenieur erfolgreich machen.

DARUM GEHT'S IN FOLGE #43:

  • 01:15 – Prof. Dr. Achim Kampker stellt sich vor
  • 03:15 – Wie wichtig sind Ziele, um die eigene Karriere zu gestalten?
  • 04:30 – Welche soziale Verantwortung tragen Ingenieure?
  • 11:20 – Welche Eigenschaften machen für ihn einen guten Ingenieur aus?
  • 13:20 – Wie sollte man mit Rückschlägen im Job umgehen?
  • 18:30 – Wie schafft man es, im Führungsalltag nicht nur die betriebswirtschaftlichen Aufgaben im Auge zu behalten, sondern auch technisch up to date zu bleiben?
  • 19:30 – Welche Tools nutzt Prof. Dr. Achim Kampker, um seine Zeit möglichst effizient zu nutzen?
  • 22:15 – Mit welchen Tricks kann man den Blick auf das Wesentliche behalten?


Gesamtlänge der Folge: 26:30 Min