Wie Du im Bewerbungsgespräch authentisch bleibst und überzeugst

Interview mit Dr. Bernd Rothe, Verfahrenstechniker und Betriebsleiter

Tim Lamkemeyer
Zwei Personen reichen sich über einen Tisch hinweg die Hand.

In seinem Podcast ROCKETENGINEERS spricht Lennard Hermann alle 2 Wochen mit erfahrenen Ingenieuren, Führungskräften oder Beratern über die wichtigsten Learnings auf ihrem Berufsweg. Lennard hat an der RWTH Aachen mit einem Zwischenstopp in Kanada Maschinenbau studiert und arbeitet aktuell als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Fertigungstechnik.

Diese Woche erfährst Du von Dr. Bernd Rothe, wieso er sich dafür entschieden hat, aus der Forschung in die Produktion zu wechseln, wie der typische Arbeitsalltag als Betriebsleiter aussieht und wieso es für Ingenieure wichtig ist, Feedback anzunehmen, statt sich zu rechtfertigen. Bernd hat an der RWTH Aachen Verfahrenstechnik studiert, arbeitet inzwischen als Betriebsleiter beim Werkstoffhersteller Covestro und führt ca. 70 Mitarbeiter.

Dr. Bernd Rothe

Dr. Bernd Rothe

Diese Woche erfährst Du von Dr. Bernd Rothe, wieso er sich dafür entschieden hat, aus der Forschung in die Produktion zu wechseln, wie der typische Arbeitsalltag als Betriebsleiter aussieht und wieso es für Ingenieure wichtig ist, Feedback anzunehmen, statt sich zu rechtfertigen. Bernd hat an der RWTH Aachen Verfahrenstechnik studiert, arbeitet inzwischen als Betriebsleiter beim Werkstoffhersteller Covestro und führt ca. 70 Mitarbeiter.

Experten-Tipp: Zeige Stärke, indem Du reflektiert mit Deinen "Fehlern" umgehst

ROCKETENGINEERS: “Gibt es für Dich Eigenschaften oder Fähigkeiten, bei denen Du sagen würdest, dass sie im Bewerbungsgespräch richtige Booster sind – oder andersrum richtige Killer?”

Dr. Bernd Rothe: “Die wichtigste Fähigkeit ist, authentisch zu bleiben. Man merkt ja, ob die Leute sich verstellen oder nicht: Wenn einer stottert, dann stottert er. Wenn einer schnell redet, dann ist das so. Der muss sich nicht zurücknehmen. Ein ganz schlimmer Interview-Killer ist, finde ich, wenn Leute sich Phrasen gemerkt haben und in einem schlauen Blog nachgelesen haben, was man unbedingt sagen muss, weil es toll ist.

Das merkt man. Irgendwann ist man da gewieft und man erkennt ja auch durch Rückfragen, ob das fundiert ist oder nicht: Ich merke ja, wenn mir einer erzählt, er wäre ungeduldig, er sitzt aber vor mir wie eine Schlaftablette – sorry, aber dann nehme ich dem das nicht ab. Die Authentizität ist extrem wichtig in jedem Gespräch. [...]

Und es ist wichtig, aus Fehlern zu lernen. Man sollte Fehler bewusst ansprechen: ‘Es war nicht gut, was ich da gemacht habe. Das mache ich nicht nochmal und ich habe daraus gelernt.’ Das merken wir auf jeden Fall in Interviews und das ist auch eine Sache, die ich gerne abfrage. Und wenn dann einer kommt und mir erzählt, dass er noch nie Fehler gemacht hat, dann wundere ich mich ein bisschen.”

Unser Tipp: Überleg Dir im Vorfeld, welche Fragen im Bewerbungsgespräch auf Dich zukommen könnten – und wie Du sie ehrlich und souverän beantwortest

In Deiner Bewerbung und dem anschließenden Vorstellungsgespräch möchtest Du Dich natürlich besonders gut darstellen: Immerhin geht es um Deine Zukunft, für die Du mit diesem Job den Grundstein legst. Da liegt es doch eigentlich nahe, vorher kurz zu googlen, mit welchen Sätzen, Verhaltensweisen oder Eigenschaften man jeden Personaler überzeugt, oder?! Ein bisschen Recherche vor dem Gespräch kann tatsächlich nicht schaden, allerdings sollte diese anders aussehen – und vor allem nicht dazu führen, dass Du Dich im Gespräch anders darstellst, als Du eigentlich bist.

Bernd hat es im Interview schon erwähnt: Sowohl in Deinem Anschreiben als auch im persönlichen Gespräch merken die Personalverantwortlichen schnell, wenn Du Floskeln oder auswendig gelernte Formulierungen benutzt. Denk immer dran: Die Geschäftsführer, Abteilungsleiter oder HR-Manager, die darüber entscheiden, ob Du bald zum Unternehmen gehörst, führen jeden Tag Bewerbungsgespräche und es gibt keine vorgefertigte Stärken-Schwächen-Analyse, die sie noch nicht gehört haben. Typische Phrasen wie “Meine größte Schwäche ist, dass ich immer alles zu perfekt machen will”, die eine vermeintliche Schwäche in eine positive Eigenschaft drehen, solltest Du also besser vermeiden, wenn Du authentisch bleiben möchtest.

Und doch ist es wichtig, dass Du Dich auf Dein Bewerbungsgespräch vorbereitest. Dazu ist es auf der einen Seite sinnvoll, wenn Du Dir noch einmal die Website und Social-Media-Auftritte Deines potenziellen neuen Arbeitgebers anschaust. Dort kannst Du Einblicke in den Arbeitsalltag bekommen und erfahren, ob in den vergangenen Wochen oder Monaten z.B. ein neuer Steckverbinder auf den Markt gebracht wurde oder das Überspannungsschutz-System ein Update bekommen hat. Mit solchen Insider-Infos kannst Du direkt zu Beginn des Gesprächs beim Smalltalk punkten – und im weiteren Verlauf auch selbst zielsichere Fragen zu den Produktionsverfahren oder Arbeitsweisen in der Entwicklung stellen um herauszufinden, ob der Arbeitgeber auch zu Deinen Vorstellungen passt.

Wichtig: Thematisiere nur das, was Dich tatsächlich neugierig auf das Unternehmen macht und Deine Begeisterung weckt. Wenn Du den aktuellsten Post auf Linkedin ansprichst, nur um zu beweisen, dass du den Updates folgst, wird das wenig überzeugen. Von Bewerbern wird grundsätzlich erwartet, dass sie sich mit dem Unternehmen auseinandergesetzt haben.

Außerdem solltest Du Dir nochmal die Stellenausschreibung genauer angucken und Dir Gedanken darum machen, wie Du belegen kannst, dass Du die geforderten Soft Skills mitbringst:

  • Wenn Du seit Jahren der Kapitän Deiner Handballmannschaft bist, kann das z.B. Dein Argument sein, dass Du Führungsqualitäten besitzt und durchsetzungsstark oder teamfähig bist,
  • Deine gute Präsentationstechnik kannst Du etwa mit Workshops belegen, die Du bei der letzten Fachschaftstagung gegeben hast oder
  • wenn ein hohes Maß an Lernbereitschaft gefordert wird, kannst Du mit einer Aufzählung Deiner freiwillig belegten Online-Kurse zu Matlab, C++ oder Kräftezerlegung punkten.

Speichere Dir alle Stellenausschreibungen, auf die Du Dich beworben hast, in einem Ordner auf Deinem Computer ab. Es kommt nämlich vor, dass Unternehmen die Job-Angebote bereits von ihrer Seite gelöscht haben, wenn Du zum Gespräch eingeladen wirst.

Manchmal versuchen die Personalverantwortlichen aber auch, Dich mit gezielten Fragen ein wenig aus der Reserve zu locken: Als Vorbereitung auf Dein Bewerbungsgespräch ist es deshalb sinnvoll, wenn Du Dir auch Deinen Lebenslauf nochmal kritisch anguckst. Stell Dir dabei die Frage, welche Stationen aus Sicht des neuen Arbeitgebers besonders spannend sind oder was ihn auf den ersten Blick irritieren könnte. Dabei kann ein Blick von außen, z.B. von Freunden oder Deiner Familie, sehr helfen. 

Wenn Du schon im Vorfeld durchspielst, welche Rückfragen zu Deinem Werdegang aufkommen könnten, kommst Du auch bei der Frage nach einem nicht beendeten Studium oder zur nur einjährigen Tätigkeit bei Deinem alten Arbeitgeber nicht ins Schwitzen. Generell gilt sowieso: Durchatmen und Ruhe bewahren. Mindestens genauso wichtig wie Deine inhaltliche Argumentation ist nämlich Deine erste Reaktion auf eine vielleicht unerwartete oder komplizierte Frage. Auch das lässt sich super mit Freunden trainieren.

Mit Deiner ganz eigenen Art und Deiner individuellen Geschichte wirst Du den Arbeitgeber überzeugen, wenn er wirklich zu Dir passt – und wenn es mal nicht klappt, dann kann es gut sein, dass Du im Unternehmen langfristig nicht glücklich geworden wärst.

Das ganze Interview im Podcast anhören

Dr. Bernd Rothe hat erst in der Forschung gearbeitet und ist dann in die Produktion gewechselt. In Folge 64 im ROCKETENGINEERS Podcast erzählt er Dir, wie er diesen Sprung gemeistert hat, wie inzwischen sein Alltag als Werksleiter aussieht und wie Du am besten mit Feedback umgehst.

DARUM GEHT'S IN FOLGE #64:

  • 01:00 – Dr. Bernd Rothe stellt sich vor
  • 03:00 – Wie hat er den Sprung aus der Forschung in die Produktion gemeistert?
  • 05:30 – Wie wichtig ist es für junge Ingenieure, zu promovieren?
  • 06:30 – Wie trifft man die Entscheidung, ob man als Fachspezialist oder als Manager durchstarten möchte?
  • 08:45 – Ist es hilfreich, zu Beginn der Karriere zu promovieren?
  • 11:00 – Wie sieht der typische Arbeitsalltag eines Werksleiters aus?
  • 15:15 – Wie schafft er es, im Management-Alltag trotzdem innovativ und kreativ zu arbeiten?
  • 20:00 – Wie kann man auch als Manager technisch immer auf dem neuesten Stand bleiben?
  • 24:00 – Welche Eigenschaften sieht Dr. Bernd Rothe als Karriere-Booster?
  • 28:45 – Wie geht man am besten mit Feedback um?
  • 30:15 – Welche Gewohnheiten ziehen sich durch seinen Arbeitsalltag?
  • 32:15 – Was kann man ab morgen anders machen, um der Karriere neuen Schwung zu verleihen?

    Gesamtlänge der Folge: 37:00 Min