Vom Maschinenbau-Studenten zum Innovationsmanager
In seinem Podcast ROCKETENGINEERS spricht Lennard Hermann alle 2 Wochen mit erfahrenen Ingenieuren, Führungskräften oder Beratern über die wichtigsten Learnings auf ihrem Berufsweg. Lennard hat an der RWTH Aachen mit einem Zwischenstopp in Kanada Maschinenbau studiert und arbeitet aktuell als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Fertigungstechnik.
Dr. Christian Dölle
Diese Woche erfährst Du von Dr. Christian Dölle, welche Aufgaben ein Innovationsmanager hat, woran Du in Deinem Ingenieur-Alltag echte Innovationen erkennst und wie Du Deinen Vorgesetzten davon überzeugen kannst, sie anzugehen. Christian hat an der RWTH Aachen Wirtschaftsingenieurwesen mit der Vertiefung Maschinenbau studiert. Inzwischen arbeitet er an der RWTH als Executive Board Member an der Innovation Factory.
Experten-Tipp: Analysiere zielgerichtet die Dinge, die Dich und andere stören
ROCKETENGINEERS: “Wie erkenne ich, an welchen Stellen es bei meiner täglichen Arbeit Potenzial für eine Innovation gibt?”
Dr. Christian Dölle: “Dazu vielleicht ein kleiner Vergleich: Wenn man davon ausgeht, dass Netflix ein innovatives Unternehmen ist und das Unternehmen am Ende auf einer Innovation zum Schauen von Videos aufbaut, dann ist Netflix ein Unternehmen, das Ketten wie Blockbuster – damals ein großer Videoverleih in den USA – abgelöst hat. Dabei war es ja nicht so, dass der Kunde unbedingt wollte, dass es die Firma Blockbuster nicht mehr gibt. Der Kunde war darüber verärgert, dass er unfassbar hohe Strafzahlungen hatte, sobald er ein Video länger als ursprünglich geplant ausgeliehen hat.
Das heißt: Ich muss meiner Meinung nach auf der einen Seite Sachen identifizieren, an denen sich der Kunde stößt – das ist jetzt eher in Richtung Produktinnovation gesprochen – oder ich muss gucken, wo etwas regelmäßig schief läuft. Da sollte ich dann Fragen: ‘Wo gibt es Probleme bei mir im Unternehmen?’ Genau so identifiziere ich die Potenziale für Innovationen.”
So setzt Du es um
Bei Innovationen denken viele zuerst an die großen Game-Changer wie z.B. autonomes Fahren, das erste iPhone oder das MP3-Format. Aber auch in Deinem privaten oder beruflichen Alltag gibt es sicher Dinge, die Deine Arbeit behindern, Prozesse, die schneller ablaufen könnten oder Produkte, die umweltfreundlicher hergestellt werden könnten – wenn sich nur jemand darum kümmern würde, dieses Optimierungspotenzial auszuschöpfen. Um herauszufinden, wo es gerade zu Problemen kommt, solltest Du in den Gesprächen mit Deinen Kollegen immer offene Ohren und Augen haben, denn aus ihren Alltagserfahrungen könnte Deine Innovation hervorgehen. Dabei musst Du Deine neuen Ideen gar nicht mit den großen Erfindungen der Geschichte messen, sondern abwägen, ob sich Deine Optimierungsbemühungen am Ende für Dich und Deinen Arbeitgeber auszahlen – dh.: ob sie ein echtes Problem lösen.
Der damit verbundene finanzielle Aspekt ist häufig entscheidend, wenn Du Probleme identifizierst und dadurch Innovationspotenzial in Produktionsanlagen, Abläufen oder Produkten entdeckt hast und es im Rahmen Deiner Arbeitszeit umsetzen möchtest. Wenn am Ende etwa nur geringe Einsparungen zu erwarten sind, Du aber vergleichsweise viel Zeit aufwenden musst, um die Optimierung zu planen und durchzuführen, wird sich Dein Vorgesetzter wahrscheinlich gegen Deine Idee entscheiden.
Deshalb ist es besonders wichtig, dass Du Dir bereits ein grobes Konzept überlegst und Deinem Vorgesetzten bei Eurem Gespräch genau präsentieren kannst, wo Du Verbesserungspotenzial siehst, wie Du z.B. den Produktionsprozess optimieren möchtest und wie das Kosten-Nutzen-Verhältnis aussieht. Wenn Du Deinem Vorgesetzten an dieser Stelle bereits valide Daten und Fakten aufzeigen kannst, erhöht das die Chancen, dass Du Deine Idee umsetzen darfst, um ein Vielfaches.
Dabei musst Du natürlich noch keine exakte Planung oder Berechnung vorlegen. Die für Dein Ziel zentralen Kennzahlen sollte Dein Konzept aber auf jeden Fall umfassen, darunter etwa:
- Auf wie viele Mitarbeiter wirkt sich Deine Innovation positiv aus?
- Wie viel CO² wird durch andere Werkstoffe oder Produktionsverfahren eingespart?
- Wie lange brauchst Du – eventuell mit einem Team – um die Innovation umzusetzen?
- Wie hoch sind in etwa die benötigten Investitionen – und wie hoch sind im Gegensatz dazu die jährlichen Kosteneinsparungen?
- Wie viele zusätzliche Produkte könnt Ihr durch die Prozessoptimierung täglich herstellen und wie stark sinken voraussichtlich die Stückkosten?
Das ganze Interview im Podcast anhören
Dr. Christian Dölle ist als Innovationsmanager immer damit beschäftigt, Optimierungsmöglichkeiten zu erkennen und Mitarbeiter zu innovativem Denken anzuregen. In Folge 47 im ROCKETENGINEERS Podcast erklärt er Dir, wie Du mit dem Risiko, das Veränderungen mit sich bringen, richtig umgehst, wieso das Scheitern einer Innovation nicht zwingend ein Rückschlag ist und wie Du Deine eigene Karriere durch innovatives Denken beschleunigen kannst.
DARUM GEHT'S IN FOLGE #47:
- 01:20 – Christian Dölle stellt sich vor
- 03:00 – Was macht ein Innovationsmanager?
- 05:35 – Wie kann man mit Innovationen die eigene Karriere beschleunigen?
- 08:45 – Woran erkennt man Innovationen?
- 10:30 – Was ist der Unterschied zwischen Innovation und Prozessoptimierung?
- 11:30 – Müssen Innovationen immer groß sein?
- 12:50 – Wie kann man seine Vorgesetzten von einer Innovation überzeugen?
- 14:40 – Kann man innovatives Denken erlernen?
- 21:30 – Wie wichtig ist Risikoaffinität für Innovationen?
- 23:15 – Wie sollte man mit gescheiterten Innovationsversuchen umgehen?
- 26:50 – Wie kann man seinen Arbeitsalltag gestalten, um innovativ arbeiten zu können?
- 28:15 – Was kann man ab morgen anders machen, um innovativer zu arbeiten?
Gesamtlänge der Folge: 33:00 Min