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Vom Mechatronik-Studenten zum CTO

Interview mit Dr. Hendrik Susemihl aus der Robotik-Branche

Von Tim Lamkemeyer

 

 

In seinem Podcast ROCKETENGINEERS spricht Lennard Hermann alle 2 Wochen mit erfahrenen Ingenieuren, Führungskräften oder Beratern über die wichtigsten Learnings auf ihrem Berufsweg. Lennard hat an der RWTH Aachen mit einem Zwischenstopp in Kanada Maschinenbau studiert und arbeitet aktuell als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Fertigungstechnik.

Diese Woche erfährst Du von Dr. Hendrik Susemihl, ob es für Dich sinnvoller ist, Dich im Studium auf Zukunftstrends oder Deine persönlichen Interessen zu fokussieren, wie Du herausfindest, ob Du eher an Deinen Hard- oder Soft-Skills arbeiten solltest und wie wichtig interkulturelle Fähigkeiten für Deinen Job als Ingenieur sind. Hendrik hat an der TU Hamburg Mechatronik studiert, am Fraunhofer Institut promoviert und ist inzwischen CTO bei Han's Robot Germany. Gemeinsam mit seinen Kollegen hat er dort das Ziel, die kognitiven Fähigkeiten von Robotern zu verbessern.



Dr. Hendrik Susemihl


Experten-Tipp: Sprachkenntnisse sind gut, aber für Deine Karriere sind Kenntnisse über die Kultur besonders wichtig

ROCKETENGINEERS: "Das Unternehmen, in dem Du arbeitest, hat seinen Ursprung in China und dadurch hast Du wahrscheinlich viel Kontakt zu chinesischen Kollegen. Der Aufstieg, den China im Ingenieurwesen hingelegt hat und immer noch hinlegt, ist beispiellos. Ist es deshalb Deiner Meinung nach sinnvoll, sich als deutscher Ingenieur in der Ausbildung ein bisschen Chinesisch beizubringen oder etwas über die Kultur zu lernen? Das könnte ja ein Alleinstellungsmerkmal – die Kirsche auf dem Kuchen – sein, mit dem man sich herausstellen kann aus der großen Masse von Bewerbungen."

Dr. Hendrik Susemihl: "Das ist ein super spannendes Thema. Aber zunächst mal zu Chinas Aufstieg im Ingenieurwesen: Es ist vielen bewusst, dass China da extrem aufgeholt hat. Aber ich glaube, es ist ganz besonders denen bewusst, die tatsächlich mal in China waren und sich das angeguckt haben. Wir sind natürlich auch mit einer chinesischen Partnerfirma sehr viel in China tätig. Dabei haben wir die Herausforderung, dass wir Entwickler haben, die in China sind und mit uns gemeinsam arbeiten. Wir haben dann natürlich den klassischen Konflikt der unterschiedlichen Mentalitäten und Kulturen, wie man technische Lösungen angeht. Insofern ist das ein tägliches Problem, das uns auch beschäftigt. [...]

Aber jetzt zur eigentlichen Frage: Ich habe tatsächlich einen sehr guten Freund, mit dem ich zur Schule gegangen bin. Der hat sehr früh diesen Weg eingeschlagen, ein Auslandsjahr in China gemacht, sich die chinesische Sprache beigebracht und ist auch jetzt in seinem Beruf sehr viel in diesem Bereich tätig. Das kann auf jeden Fall ein sehr großer Vorteil sein, wenn man mit der chinesischen Wirtschaft oder chinesischen Firmen zusammenarbeiten möchte. Dann ist tatsächlich das Verständnis der Kultur und der Mentalität sehr, sehr, sehr wichtig. Wenn man aus Europa agiert, würde ich das fast noch wichtiger sehen als die Sprache.

Sobald man aber dort auch aktiv werden möchte, Reisen dorthin macht oder Geschäfte mit Unternehmen aus China machen möchte oder man sich sogar vorstellen kann, eine Zeit dorthin zu gehen, ist auf jeden Fall die Sprache ein Muss. Man kommt über die Kontakte vor Ort, die auch mit Europa zusammenarbeiten, mit der englischen Sprache sehr weit, aber man ist dann erstaunt – wenn man auch mit den oberen Etagen in solchen Unternehmen spricht – wie fern manchen Leuten Englisch noch ist."

So setzt Du es um

Eine Konferenz mit dem amerikanischen Hauptsitz, der Video-Call mit dem italienischen Zulieferer oder die Einarbeitung des neuen israelischen Kollegen in der Entwicklung: Als Ingenieur sind international aufgestellte Teams für Dich an der Tagesordnung. Im Kontakt mit Kollegen aus anderen Ländern oder sogar von anderen Kontinenten zählen aber nicht nur Deine Englisch-Skills, sondern Du solltest Dir vorab auch Gedanken darüber machen, welche kulturellen Unterschiede es etwa zwischen Deutschland, den USA oder China gibt.

Auf diese Weise kannst Du die Zusammenarbeit stärken und Fettnäpfchen ganz gezielt umgehen. Wenn Dein Unternehmen z.B. einen Firmensitz in China hat, stehen Deine Chancen ganz gut, dass Du die Möglichkeit bekommst, dort für einen längeren Zeitraum von 12 oder 24 Monaten zu arbeiten. Und spätestens dann ist es für Dich von Vorteil, wenn Du schon weißt, wie die Menschen vor Ort ticken und was Du beim direkten Kontakt und in der Kommunikation mit einheimischen Ingenieuren beachten solltest.

Um das herauszufinden, kannst Du auf der einen Seite natürlich Bücher oder Erfahrungsberichte im Internet lesen. Gerade in internationalen Konzernen ist es für Dich aber auch durchaus sinnvoll, wenn Du Dich mit Kollegen austauschst, die schon eine Zeit in dem Land waren, mit dem Du bald zusammenarbeiten oder in dem Du sogar arbeiten wirst. Dabei ist es im ersten Schritt ganz egal, ob Du mit einem Kollegen aus aus dem Vertrieb, der Buchhaltung oder aus Deinem eigenen Team in der Produktion oder Entwicklung sprichst. Wichtig ist nur, dass Du von ihnen erfährst, in welchen Situationen sie angeeckt sind und was sie beim nächsten Mal anders machen würden.

In vielen Unternehmen wirst Du vor der Entsendung ins Ausland durch Diversity Management Programme gezielt auf die kulturellen Eigenheiten und Umgangsformen im Ziel-Land vorbereitet. Der Diversity-Begriff beschränkt sich dabei nicht auf äußere Kriterien wie kulturelle Hintergründe, Gender oder Altersgruppen, sondern schafft Sensibilität für die damit einhergehende Vielfalt an Denkweisen, Erfahrungen, Perspektiven und Lebensentwürfen.

Gerade im von Lennard und Hendrik angesprochenen Beispiel China solltest Du übrigens auf einige leicht umzusetzende Business-Verhaltensregeln besonders achten. Dazu gehören unter anderem:

  • Versuch nicht, nur die Interessen Deines Unternehmens durchzusetzen. Das gilt in China als unmoralisch und es ist immer das Ziel, einen Kompromiss zu finden, mit dem beide Seiten leben können und bei dem keiner sein Gesicht verliert.
  • Ladies first? Eher nicht. Du solltest Dich vor einem Geschäftstermin über die Hierarchie in dem Zulieferbetrieb oder Partnerunternehmen informieren und die ranghöchsten Ingenieure oder Mitarbeiter zuerst begrüßen. Umarmungen oder Küsschen links und rechts sind dabei aber tabu.
  • Als Ingenieurin solltest Du bei Terminen außerhalb eines Labors vermeiden, ein komplett weißes Outfit zu tragen. Weiß ist in China nämlich die Farbe des Todes. Sowohl Männer als auch Frauen fahren mit gedeckten Farben am besten.
  • Wenn Du Deine Geschäftspartner zum Essen einlädst, solltest Du ein Restaurant mittlerer Preislage wählen. Ist es zu gehoben, wirkst Du mit Deinem vergleichsweise hohen westlichen Gehalt protzig. Ist es zu günstig, wirst Du als geizig abgestempelt.
  • Du bist wahrscheinlich in China, weil Du in Deinem Unternehmen und in Deiner Abteilung hervorragende Arbeit leistest. In China ist Zurückhaltung besonders wichtig, deshalb solltest Du nicht mit Deinen Erfolgen prahlen, sondern sie eher herunterspielen.

Die meisten dieser Business-Verhaltensregeln gehen dabei auf den Unterschied zwischen der in Deutschland geltenden Individualkultur und der in China verbreiteten Kollektivkultur zurück. Während wir etwa hierzulande viel Eigenverantwortung übernehmen, ist in China das eigene Handeln den Werten der Gruppe unterzuordnen. Das wird etwa auch dadurch deutlich, dass in China der soziale Status durch die Geburt, Verwandschaftsbeziehungen, Geschlecht und Alter definiert wird, während wir uns unseren Status selbst erarbeiten können.

Tipp: Wenn Du tatsächlich der Erste im Unternehmen bist, der zu einem Zulieferer etwa in Singapur oder Bangladesch reist, kannst Du auch Dein Netzwerk nutzen. Je mehr Ingenieure dort durch Dein Studium, Konferenzen oder Praktika zusammenkommen, desto größer ist die Chance, dass einer von ihnen über die Arbeit und Verhaltensweisen im entsprechenden Land aus dem Nähkästchen plaudern und Dir weiterhelfen kann.

Das ganze Interview im Podcast anhören

Es ist für Ingenieure inzwischen ganz normal, dass sie international zusammenarbeiten. Wie Du gerade schon gelesen hast, sind dabei aber nicht nur die Hard-Skills wie Sprachkenntnisse wichtig, sondern auch Soft-Skills im Umgang mit anderen Kulturen. Hendrik gibt Dir in Folge #39 im ROCKETENGINEERS Podcast Tipps, wie Du herausfindest, an welchen Skills Du noch arbeiten solltest, wie Du die Arbeit mit internationalen Stakeholdern meisterst und welche Faktoren für ihn eine Karriere wirklich "erfolgreich" machen.

DARUM GEHT'S IN FOLGE #39:
  • 01:00 – Werdegang von Dr. Hendrik Susemihl
  • 12:45 – Ist es sinnvoller, sich während des Studiums auf Zukunftstrends oder auf die eigenen Interessen zu konzentrieren?
  • 15:45 – Welche Bedingungen machen für ihn eine Karriere erfolgreich?
  • 20:45 – Ist es sinnvoll, während des Studiums Chinesisch zu lernen?
  • 25:15 – Sind für die Ingenieur-Karriere eher die Hard- oder die Soft-Skills entscheidend?
  • 28:50 – Was würde Hendrik seinem jüngeren Ich direkt nach dem Studium raten?
  • 30:45 – Was kann man ab morgen anders machen, um seiner Karriere neuen Schwung zu verleihen?

  • Gesamtlänge dieser Folge: 36:00 Min

 

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