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Vom Wirtschaftsingenieurwesen-Studenten zum Bereichsleiter EMEA

Interview mit Roman Gaida aus der Automobilbranche

Von Tim Lamkemeyer

 

 

In seinem Podcast ROCKETENGINEERS spricht Lennard Hermann alle 2 Wochen mit erfahrenen Ingenieuren, Führungskräften oder Beratern über die wichtigsten Learnings auf ihrem Berufsweg. Lennard hat an der RWTH Aachen mit einem Zwischenstopp in Kanada Maschinenbau studiert und arbeitet aktuell als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Fertigungstechnik.

Diese Woche erfährst Du von Roman Gaida, wie Du Dich optimal neben dem Job weiterbilden kannst, wieso es ihm auch heute noch weiterhilft, dass er vor dem Ingenieur-Studium eine Ausbildung gemacht hat und wie man als Führungskraft Arbeit und Familie unter einen Hut kriegt. Roman hat nach seinem Realschulabschluss eine Lehre als Zerspanungsmechaniker gemacht und nach einigen Jahren im Job berufsbegleitend Wirtschaftsingenieurwesen an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg studiert. Inzwischen ist er Bereichsleiter EMEA (= zuständig für den Wirtschaftsraum Europe, Middle East, Africa) bei Mitsubishi Electric.

 
Roman Gaida

Experten-Tipp: Eine Ausbildung vor dem Studium hilft Dir auch als Führungskraft

ROCKETENGINEERS: "Nach der Schule hast Du eine Ausbildung als Zerspanungsmechaniker gemacht, inzwischen besteht Dein Alltag überwiegend aus Vertrieb und Marketing. Wie ist es bei Dir: Hilft es Dir aktuell in Deinem Berufsleben noch, dass Du selbst mal einige Jahre an Maschinen gearbeitet hast?"

Roman Gaida: "Absolut! Ganz gravierend hilft es da, wo man auf verschiedenen Leveln kommunizieren muss. Wir haben tausende von Maschinen in Europa im Service im Einsatz und wenn man da mal zum Kunden geht und dann nicht nur mit dem C-Level-Executive (Anm. d. Red.: höchste Führungsebene im Unternehmen, etwa CEO oder CTO) spricht, sondern auch mal zu den Leuten an der Maschine geht, hat man ein ganz anderes Standing – bei den Kunden, bei den Anwendern und auch bei den eigenen Mitarbeitern. Die merken, dass man weiß, wovon man spricht. Und zwar nicht in dem Sinne ‘Das hab ich mal gehört’ oder ‘Das hat mir mal jemand erzählt’, sondern dass man wirklich selber an der Maschine stand.

Das merken die Leute recht schnell und es ist eher hinderlich, wenn man sich zu akademisiert ausdrückt. Beim Kommunizieren auf verschiedenen Leveln von einzelnen Mitarbeitern an der Maschine bis hin zum CEO von der Firma muss man versuchen, überall den richtigen Ton zu treffen."

So setzt Du es um

Nach dem Abi studieren und nach 10-12 Semestern direkt bei einem Auto-, Flugzeug- oder Elektrotechnik-Hersteller durchstarten. So sieht wohl für viele Ingenieur-Talente der ideale Weg ins Berufsleben aus. Um eine steile Karriere hinzulegen, ist es aber nicht zwingend notwendig, dass Du den akademischen Start ins Ingenieurwesen wählst. Du kannst auch auf anderen Wegen zur Führungskraft werden und dabei viele Erfahrungen sammeln, die Dir etwa die alltägliche Kommunikation mit Mitarbeitern aller Hierarchie-Ebenen oder das Hineinversetzen in den Endverbraucher erleichtern.

Wenn Du nach der Schule keine Lust hast, direkt im Anschluss jahrelang Mathematik, höhere Kinetik und Thermodynamik an der Uni zu büffeln, spricht viel dafür, zunächst eine Ausbildung in einem technologienahen Bereich zu machen, der Dich interessiert. Gerade in Fachbereichen wie der Elektrotechnik oder Mechatronik kannst Du Dir in der praktisch orientierten Ausbildung schon viel Knowhow aneignen, das Dir später weiterhilft, wenn Du Dich dafür entscheidest, noch ein Ingenieur-Studium dranzuhängen.

In vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen verschaffst Du Dir durch eine Ausbildung vor dem Studium noch einen Pluspunkt: Dort vertreten die Vorgesetzten und Geschäftsführer nämlich häufig die Einstellung, dass studierte Ingenieure, die vorher schon eine Ausbildung gemacht haben, die beste Kombination aus Theorie und Praxis mitbringen.

Aber auch in großen Unternehmen oder wenn Du Führungskraft werden möchtest, kann es Dir – wie bereits von Roman beschrieben – helfen, wenn Du vor dem Studium eine Ausbildung in einem verwandten Beruf machst und die "Basisarbeit" kennengelernt hast. Du verbringst zwar nach dem Studium den Großteil Deiner Arbeit unter anderen studierten Ingenieuren, etwa im Labor, bei der Anlagenplanung oder der Überwachung der Produktion. Du kannst aber auch in Gesprächen mit den Maschinenbedienern neues Optimierungspotenzial herausfinden, das andere vllt. gar nicht in Betracht gezogen hätten. Dafür ist allerdings eine Kommunikation auf Augenhöhe wichtig – und die ist nur dann authentisch, wenn Du selbst mal an Maschinen gestanden hast, die Arbeitsprozesse nachvollziehen kannst und die Perspektive der Mitarbeiter verstehst.

Bevor Du Dich jetzt direkt dafür entscheidest, vor dem Ingenieur-Studium eine praktische Ausbildung zu machen, solltest Du Dir aber auch über die folgenden Punkte Gedanken machen und überlegen, ob dieser Weg wirklich der richtige für Deine persönlichen und beruflichen Ziele ist oder ob Du doch direkt studieren möchtest:

  • Du verdienst als Azubi bereits ein wenig eigenes Geld und kannst vielleicht sogar von zu Hause ausziehen. Dieses Gehalt fällt anschließend im Studium wieder weg und Du musst Deinen Lebensstandard entsprechend anpassen – oder neben dem ohnehin anspruchsvollen Ingenieur-Studium noch arbeiten gehen. Außerdem kannst Du erst entsprechend spät Geld für den Hausbau oder andere große Investitionen zur Seite legen.
  • Du startest Deine Ingenieur-Karriere etwa 3 Jahre nach Deinen Kommilitonen. Du zahlst zwar auch als Azubi in die Rentenkasse ein, so richtig lohnt es sich aber erst, wenn Du im Job als Maschinenbau-, Elektrotechnik-, oder Mechatronik-Ingenieur angekommen bist.

Praktische Erfahrungen sind im Ingenieurwesen ein wichtiges Einstellungskriterium, das Du durch eine Ausbildung vor dem Studium in besonderem Maß erfüllst. Auf der anderen Seite solltest Du Dir aber auch klar machen, welche Einschränkungen die Ausbildung mit sich bringt und für Dich die Entscheidung treffen, ob Du nach der Schule lieber praxisorientiert oder theoretisch lernen möchtest.

Das ganze Interview im Podcast anhören

Roman Gaida arbeitet beim japanischen Konzern Misubishi Electric. In Folge #41 im ROCKETENGINEERS Podcast erfahrt Ihr von ihm, welche Unterschiede das in der Arbeitskultur mit sich bringt, welche Weiterbildungen er jungen Ingenieuren empfiehlt und welche Rolle Routinen bei der Organisation des Arbeitsalltags für ihn spielen.

Darum geht's in Folge #41:
  • 01:00 – Roman Gaida stellt sich vor
  • 10:00 – Hilft die Vorerfahrung aus einer Ausbildung auch im Job?
  • 13:30 – Welche Unterschiede gibt es zwischen der japanischen und der deutschen Arbeitskultur?
  • 15:45 – Wie schafft man es, sich noch neben dem Job weiterzubilden?
  • 18:45 – Lohnen sich Weiterbildungen überhaupt?
  • 20:30 – Wie kann man seinen Vorgesetzten davon überzeugen, die eigene Weiterbildung zu unterstützen?
  • 23:00 – Wie schafft man es als Führungskraft, Arbeit und Familie unter einen Hut zu kriegen?
  • 25:15 – Wie wichtig ist Routine im Alltag?
  • 27:30 – Was kann man ab morgen anders machen, um die Karriere zu pushen

    Gesamtlänge dieser Folge: 31:30 Min
 

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