Supply Chain Engineering

Deine Karrierechancen als Ingenieur:in in der Logistik

Sonja Engels
Mehrere Hafenkräne mit Conatinerschiffen

Mit mehr als drei Millionen Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 327 Milliarden Euro im Jahr 2023 ist die Logistik-Branche einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Deutschland. Im Zentrum steht hier die Supply Chain, das Rückgrat jeder modernen Lieferkette, die Warenströme effizient und zuverlässig steuert. Doch der Wandel ist unaufhaltsam: Fortschritte bei Transportmitteln und Infrastrukturen, immer strengere Umweltauflagen sowie der zunehmende Anspruch an Schnelligkeit und Transparenz innerhalb der Lieferketten fordern innovative Ansätze.

Im Supply Chain Engineering kombinierst Du ingenieurswissenschaftliches Know-how mit den neusten Technologien, um Lieferketten nicht nur effizient, sondern gleichzeitig nachhaltig und resilient umzusetzen. Für Dich als Ingenieur-Talent ergeben sich hier spannende Karrieremöglichkeiten: Du kannst smarte Lagerhaltungssysteme entwickeln, die Vernetzung von Transportlösungen optimieren oder an der Integration von KI und IoT in Produktionsprozessen feilen.

Was ist Supply Chain Engineering?

Ingenieure in der Logistik: Lager- vs. Transportlogistik

Im Mittelpunkt der Logistik stehen der Transport, die Lagerung und der Umschlag von Gütern und Personen. Die dabei verwendeten Transportmittel sind vielfältig ‒ Flugzeuge, Schiffe, Züge und andere Fahrzeuge. Soweit hoffentlich keine Überraschung. Auch der Bereich der Infrastruktur, z. B. Schienen und Rohrleitungen, betrifft die Logistik unmittelbar. Übergeordnetes Ziel ist es, einen perfekten Dreiklang aus Zeitoptimierung, Kosteneinsparung und Qualitätssicherung für die produzierende Industrie zu schaffen.

Die Logistik wird in zwei große Bereiche unterteilt: Bei der Lagerlogistik kommen Aufgaben wie die Planung, Durchführung und Kontrolle aller logistischen Maßnahmen, die Standortwahl der Lagerung, die Gestaltung optimaler Gestaltungssysteme sowie Lagerorganisation und -technik auf Dich zu. Bei der Transportlogistik hingegen geht es vor allem um die physikalische Verbringung von Gütern und Personen.

Du kannst Dich als Ingenieur-Talent innerhalb der Logistik auf verschiedene Teilbereiche spezialisieren:

Beschaffungslogistik

Du behältst den Überblick über den Markt an erforderlichen Ur- und Agrarprodukten, Zulieferern sowie Produzenten von Vor- und Halbfabrikaten und organisierst die Beschaffung von notwendigen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen, Zulieferteilen, Handelswaren und Investitionsgütern. Auch für die passende Energieversorgung bist Du zuständig.

Produktionslogistik

Diese beschäftigt sich mit der innerbetrieblichen Herstellung von Gütern. Auch die Anlagenlogistik gehört mit dazu.

Distributionslogistik

Sie ist das Bindeglied zwischen Produktion und Absatz. Du bist für die Organisation zwischen Fertigung und Vertrieb zuständig. Dabei sind vor allem die hohe Verfügbarkeit der Güter und Kostenminimierung Deine Ziele. Vor allem im B2C-Geschäft, als wenn die Waren Deines Unternehmens direkt an die Kunden verschickt werden, kommen dabei andere Anforderungen auf Dich zu, als etwa bei den klassischen Auto- oder Flugzeugherstellern, die ihre Produkte an Unternehmen verkaufen.

Entsorgungslogistik

Du verbindest ökonomische und ökologische Ziele und stellst nicht nur eine kostengünstige, sondern auch ressourcen- und umweltschonende Entsorgung sicher. Zu den sogenannten Green Logistics gehören der Transport von Retouren, die Rücknahme von Abfällen und das Recycling.

Neben der klassischen Logistik in der Industrie, gibt es noch weitere Karriere-Möglichkeiten für Logistikingenieur:innen. Das sind z.B. die Krankenhauslogistik, Ersatzteillogistik, Verpackungslogistik, nachhaltige Logistik, Automobillogistik, Seehafenlogistik, Smarte Logistik oder auch die Instandhaltungslogistik.

Smart Logistics und Supply Chain 4.0

In der Industrie 4.0 von heute ist „smart“ wahrscheinlich das Buzzword überhaupt. Durch die Integration digitaler Technologien werden Prozesse und Anlagen smart, indem sie Daten in Echtzeit nutzen. Das kann verschiedene Vorteile haben: Effizienzsteigerung, eine erhöhte Flexibilität und eine erhöhte Nachhaltigkeit gehören auf jeden Fall dazu. So werden aus vormals in erster Linie physischen Systemen nun „cyber-physische“ Systeme. Im Bereich der Logistik spricht man analog also auch von Smart Logistics und der Supply Chain 4.0.

Die Supply Chain 4.0 wird zur smarten Lieferkette durch:

  • Vernetzung // Von Rohstofflieferant über Produktionsstätten, Lagerhäuser und Verteilzentren – alle Elemente der Lieferkette sind digital vernetzt. So kann auf Informationen wie Lagerbestände oder Lieferzeiten jederzeit zugegriffen werden.
  • Automatisierung // Lagerroboter transportieren Waren selbstständig zur Kommissionierungsstation, Produktionspläne werden mittels KI optimiert und wiederkehrende Aufgaben mithilfe von Robotik sowie KI automatisiert, um Zeit und Kosten zu sparen und gleichzeitig menschliche Fehler zu minimieren.
  • Echtzeit-Datennutzung // Die Echtzeitverfolgung von Paketen kennen wir wohl alle, aber auch in Produktionsstätten werden Maschinen in Echtzeit überwacht.
  • Proaktive Entscheidungsfindung // Stichwort Predictive Maintenance: Ob die Abnutzung von Maschinenteilen, dynamische Verkaufszahlen oder schwierige Wetterbedingungen – all das kann Auswirkungen auf die Lieferkette haben. Mit Hilfe von historischen Daten und KI können zukünftige Ereignisse vorhergesagt und rechtzeitig entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.

Supply Chain Management vs. Supply Chain Engineering

Lieferketten sind fundamental wichtig für das produzierende Gewerbe – klar. Diese zu planen, organisieren und kontrollieren ist Aufgabe des Supply Chain Managements. Der Fokus ist hier in erster Linie wirtschaftlich: Wie wird die Lieferkette kosteneffizienter? Welche Lieferanten und Dienstleister passen am besten zur Geschäftsstrategie? Supply Chain Manager haben Lagerbestände, Transportwege und -mittel sowie Produktionspläne im Blick und kommunizieren mit allen Stakeholdern.

Der Fokus im Supply Chain Engineering ist dagegen eher technisch. Als Supply Chain Engineer fragst Du Dich vielmehr, wie sich Prozesse innerhalb der Lieferkette technisch optimieren lassen: Wie sieht das optimale Lager-Layout aus? Welche Technologien lassen sich sinnvoll einsetzen, um bspw. die Effizienz innerhalb der Lieferkette zu steigern? Was kannst Du automatisieren? Wie lassen sich Daten nutzen? Wo gibt es Engpässe und Gefahrenquellen?

Supply Chain Engineering für die Industrie 4.0: Ein Blick in die Zukunft der Logistik

Die digitale Transformation revolutioniert die Logistik sowie die gesamte Wirtschaft, indem sie Technologien wie das Internet der Dinge (Internet of Thing, IoT), KI, Robotik, Big Data oder Blockchain-Technologie integriert. Diese Innovationen bilden das Fundament der Industrie 4.0, die neue Maßstäbe in Bereichen wie Effizienz, Transparenz und Nachhaltigkeit setzen will.

Smarte Lagerhaltung dank digitaler Zwillinge: Digitale Zwillinge ermöglichen es, reale Logistikzentren in virtuellen Modellen zu simulieren und zu optimieren. Als Supply Chain Engineer nutzt Du das, um z. B. Lager-Layouts zu verbessern, Kommissionierzeiten zu verkürzen oder Engpässe im Warenein- und -ausgang vorherzusagen.

Autonome Lieferfahrzeuge: Als Logistikingenieur:in bist Du gefragt, Technologien wie autonome LKW und Transportdrohnen zu entwickeln, anzupassen und in bestehende Supply Chains zu integrieren. Dazu gehört z. B. auch die Optimierung der Sensortechnik oder die KI-gestützte Routenplanung.

IoT-gestützte Echtzeitüberwachung: Mit IoT-Sensoren ausgestattete Container und Fahrzeuge liefern Daten z. B. zu Standort, Temperatur oder Zustand der Ladung in Echtzeit. Als Supply Chain Engineer arbeitest Du daran, diese Systeme zu verbessern, die Daten intelligent zu analysieren und Entscheidungsprozesse zu automatisieren.

Blockchain für transparente Lieferketten: Blockchain-Technologie soll die Rückverfolgbarkeit von Waren vereinfachen, von der Produktion bis zur Auslieferung. Die Blockchain dient auch in komplexen, internationalen Lieferketten als zentrale Plattform, auf der alle Interaktionen dokumentiert werden. Daten gelten hier als manipulationssicher und für alle Stakeholder lückenlos nachvollziehbar. Mit Smart Contracts, also vorprogrammierten Regeln, die automatisch ausgeführt werden, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, können außerdem Prozesse wie Zahlungen automatisiert werden. Als Ingenieur:in ist hier besonders die Gestaltung der Schnittstellen, die eine Integration der Blockchain möglich machen, eine spannende Herausforderung.

Logistikingenieur: Deine Einsatzfelder im Supply Chain Engineering

Als Supply Chain Engineer oder Logistikingenieur:in setzt Du Dein ingenieurswissenschaftliches Tech-Stack also dazu ein, Lieferketten mithilfe modernster Technologie effizient und resilient zu machen. Du planst, realisierst, koordinierst und kontrollierst Güterflüsse und die verschiedenen Verkehrswege. Dazu kennst Du Dich mit den relevanten Technologien aus und beurteilst, wie sinnvoll deren Einsatz im spezifischen Fall ist. Du bist für die optimale Versorgung von Unternehmen mit Materialien, Werkteilen und Modulen für die Produktion zuständig.

Gefragt sind hier also sowohl Dein technisches Verständnis inklusive Technologie-Expertise als auch Dein systemisches Denkvermögen, um hochkomplexe Prozesse zu begreifen. Dabei helfen Dir Kenntnisse in Bereichen wie Simulation, CAD-Software und Automatisierungstechnik. Typische Aufgabenfelder für Dich als Logistik- oder Supply Chain Engineer:

  • Du planst und gestaltest Lager- und Transportsysteme
  • Du arbeitest an der Integration von Technologien wie Robotik, Sensorik und IoT
  • Du entwickelst Algorithmen für autonome Fahrzeuge oder auch Drohnen
  • Du führst Simulationen durch und analysierst sie, um Probleme vorherzusagen und Potenziale zu erkennen, z. B. mithilfe digitaler Zwillinge oder KI
  • Du suchst Möglichkeiten, Deine Lieferketten nachhaltiger zu gestalten, z. B. in Bezug auf Energieeffizienz und CO₂-Emissionen
  • Du machst im Bereich des Krisenmanagements Lieferketten mithilfe technischer Anpassungen resilienter gegen Störungen (wie bspw. globale Pandemien)
Kurz gesagt:
  • Supply Chain Engineers von heute gestalten Lieferketten effizient, nachhaltig und resilient durch Technologien wie IoT, KI und Robotik.
  • Smarte Lagerhaltung, autonome Fahrzeuge, digitale Zwillinge und Echtzeit-Datenanalyse bieten auch in Zukunft spannende Einsatzmöglichkeiten.
  • Als Logistikingenieur arbeitest Du an Schlüsseltechnologien der Industrie 4.0 und prägst die Zukunft globaler Lieferketten.