Fragen, die Du als Bewerber im Vorstellungsgespräch stellen solltest

Mit den richtigen Fragen als Ingenieur:in überzeugen

Katrin Dietz
Zwei Frauen am Tisch die in ein Gespräch verwickelt sind.

Die Einladung zum Vorstellungsgespräch für Deine Traumstelle ist da! Wie aufregend! Und sofort kommen die Gedanken: "Was die wohl alles fragen?" oder „Was ziehe ich an?“ Themen, über die Du Dir im Vorfeld Gedanken machen solltest. Dazu kommt auch noch, welche Fragen Du selbst mitbringen kannst, um so Deine Chancen auf die Stelle zu erhöhen.

Aber von vorne: Für das Unternehmen geht es im Vorstellungsgespräch neben der fachlichen Qualifikation darum, herauszufinden, ob Du als neue Mitarbeiter:in ins Team passt und den gewünschten Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten kannst. Für Dich auf der anderen Seite ist das Gespräch die Chance, Deine Erwartungen mit der Realität abzugleichen und zu prüfen, ob das Unternehmen und die Position wirklich zu Dir passen. Gute Vorbereitung, aufmerksames Zuhören und offene Kommunikation helfen Dir, das herauszufinden.

"Haben Sie noch Fragen?"

Zurück zur Einladung, die Du erhalten hast. Stell Dir vor, Du befindest Dich im Bewerbungsgespräch. Bisher ist alles richtig gut gelaufen. Du hast den fachlichen Teil ausgezeichnet gemeistert und Deine Stärken betont, es herrscht eine angenehme Atmosphäre. So langsam nähert sich das Gespräch dem Ende und die Unternehmensvertreter:innen stellen eine abschließende Frage an Dich: "Haben Sie noch Fragen?".

Jetzt gilt es: Deine Reaktion auf diese Frage kann darüber entscheiden, ob du die Position bekommst oder nicht. Welche Option wählst Du?

Option 1: "Nein, aktuell nicht, vielen Dank."

Autsch, danach ist das Gespräch zu Ende. Der letzte Eindruck, den Du so hinterlassen würdest, trägt die Überschrift "unmotiviert, gleichgültig und desinteressiert". Das wird Dir nicht helfen, eine Zusage zu bekommen. Und Du hast zudem die Chance verpasst, noch mehr zu erfahren.

Option 2: "Ja, mich interessiert noch folgendes: [gute Frage einsetzen]"

Glückwunsch! Das war die richtige Option und Du eröffnest das nächste Level im Gespräch. Nun hast Du die Möglichkeit, für Dich wichtige Informationen zu erhalten und gleichzeitig Dein Interesse und Deine Stärken noch einmal proaktiv zu zeigen. Wie genau, das schauen wir uns jetzt an.

Warum es notwendig ist, eigene Fragen zu stellen

Bitte mache Dir klar, dass Job-Interviews in beide Richtungen funktionieren und auf Augenhöhe stattfinden! Keineswegs handelt es sich bei Vorstellungsgesprächen um eine Einbahnstraße, in der Du nur brav auf alle Fragen antwortest und reagierst. Es ist auch Deine Aufgabe, Dich zu überzeugen, ob das Unternehmen das richtige für Dich ist. Finde heraus, ob die Position zu Deinen Vorstellungen passt. Auch Entwicklungsmöglichkeiten, zukünftige Themenschwerpunkte und Arbeitsbedingungen solltest Du kennen, bevor Du Dich für einen Job entscheidest. Dabei helfen Dir die eigenen Fragen, die Du zum Gespräch beiträgst.

Mit guten Fragen

  • … zeigst Du aufrichtiges Interesse am Unternehmen, der Position und Deinen Gesprächspartner:innen
  • … kannst Du nochmal Dein Potenzial zeigen, indem Du weiterführende Gedanken oder Erfahrungen einbaust
  • … holst Du Dir wertvolle Informationen, die im Gespräch noch nicht thematisiert wurden
  • … gewinnst Du Sicherheit und Selbstbewusstsein und das ist im Gespräch spürbar

Um das umzusetzen, kannst Du dich an Fragen aus verschiedenen Kategorien bedienen. Übertreibe es dabei nicht mit der Anzahl der Fragen und sorge dafür, dass der Kontext auch passt! Dazu ist es wichtig, dass Du im Gespräch sehr aufmerksam bist und mit Fingerspitzengefühl vorgehst.

Beispielfragen zu den unterschiedlichen Themenbereichen:

Rund um das Unternehmen und die ausgeschriebene Position
  • Wurde diese Stelle neu geschaffen?
  • Wie sieht denn die übliche Einarbeitung aus?
  • Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
  • Wie läuft ein Projekt typischerweise ab und wie sieht meine Rolle dabei aus?
  • Welche Erwartungen haben Sie an die ideale Kandidat:in für diese Position?
  • Wie ist das Team aufgebaut, in dem ich arbeiten werde?
  • Wie ist diese Stelle in die Unternehmensorganisation eingebunden?
  • Was könnte aus Ihrer Sicht eine Herausforderung in den ersten Monaten für mich werden?
  • Mir ist Weiterentwicklung sehr wichtig, wie werden Mitarbeiter:innen bei Ihnen gefördert?
Randbedingungen & Atmosphäre
  • In der Stellenbeschreibung steht, dass Home-Office eine Option wäre. Wie sähe das in der Praxis aus?
  • Wie viel Reisetätigkeit gibt es bei dieser Stelle?
  • Bleibt nach dem Gespräch noch kurz Zeit, den Arbeitsplatz zu sehen?
  • Darf ich Sie fragen, warum Sie persönlich sich für dieses Unternehmen entschieden haben?
Rund um Produkte & Technik

Wenn Du Dich als Ingenieur:in bewirbst, wird auch die Technik eine Rolle spielen. Viele Unternehmen prüfen das Fachwissen der Bewerber:innen im Gespräch, indem z.B. ein Produkt oder ein technisches Problem diskutiert wird. Das ist die Gelegenheit für Dich, tiefer einzutauchen und Dein Fachverständnis und Lösungskompetenz zu zeigen. Dazu kannst Du z.B. auf Auswirkungen, Erfahrungen und Alternativen eingehen.

  • Im Projekt […] habe ich an einer ähnlichen Problemstellung gearbeitet. Wir haben uns damals für die Lösung […] entschieden, weil […]. Trifft das auch für diesen Fall zu?
  • Perspektivwechsel: Diskutiert ihr gerade über eine technische Lösung im Detail? Dann stelle die Frage, was das für das Gesamtsystem bedeutet. Ihr besprecht ein komplexes System? Dann betrachte die Auswirkungen an einer detaillierteren Stelle.
Nächste Schritte & Zukunft
  • Welche Entwicklungsmöglichkeiten hätte ich in Ihrem Unternehmen?
  • Woran würden Sie (die Führungskraft) festmachen, dass ich mich erfolgreich eingearbeitet habe?
  • Wie sehen die nächsten Schritte nach unserem Gespräch aus?

Die No-Gos: Diese Fragen stellst Du lieber nicht

Wir sagen oft "Es gibt keine dummen Fragen". Doch, die gibt es. Zumindest in Vorstellungsgesprächen. Unkluge Fragen zum Schluss machen alle bisherigen Anstrengungen zunichte, doch sie sind einfach zu vermeiden, wenn Du diese Grundsätze befolgst:

  1. Frage nicht nach Lappalien und Dingen, die Du längst wissen solltest, weil es auf der Unternehmenswebsite steht oder sogar im Gespräch schon thematisiert wurde. Ein "Was macht ihr Unternehmen nochmal genau?!" katapultiert Dich garantiert ins Aus.
  2. Frage nicht zu früh nach Gehalt, Urlaubstagen, Pausen, Benefits etc. All das sind wichtige Themen und müssen im Laufe des Prozesses (im Regelfall sind es zwei bis drei Gespräche) erläutert werden. Im ersten Gespräch ist auch die Frage nach der Gehaltsspanne durchaus okay, doch achte darauf, dass die Position selbst im Vordergrund steht.
  3. Vermeide zu provokante Fragen, z.B. zum aktuellen Unternehmens(miss-)erfolg, zur hohen Fluktuation usw.. Dazu gehören auch allzu persönliche Fragen an Deine zukünftige Führungskraft, konzentriere Dich lieber auf die Elemente, die relevant für die Position sind.
  4. Vermeide den "Naivitätsstempel". Deine Gesprächspartner:innen werden nicht direkt auf personenbezogene Fragen zu Kolleg:innen antworten und auch die Interna gehen Dich (noch) nichts an. Wer hier zu plump vorgeht, riskiert, nicht ernstgenommen zu werden.

Fragen vorbereiten

Überlege Dir am besten schon im Vorfeld, was Du fragen möchtest. Dazu kannst Du folgende Vorbereitungen treffen: Schreibe auf, welche Dinge besonders wichtig für Dich sind. Sortiere die Punkte von unverzichtbar zu weniger wichtig und erstelle für jeden Punkt zwei mögliche Fragen. Außerdem kannst Du im Gespräch selbst auch Notizen machen. Falls Deine offenen Themen dann doch schon im Gesprächsverlauf beantwortet werden, findest Du in Deinen Aufzeichnungen bestimmt Anlässe für konkrete Fragen. Stelle gerne solche, die das Besprochene noch erweitern und vertiefen.

Darf ich nachfragen?

Bei der Nachbereitung des Gespräches fällt Dir auf, dass über einen wichtigen Punkt nicht gesprochen wurde. Doch darfst Du eigentlich nachträglich noch eine Frage stellen? Ganz klar: Ja! Du hast bestimmt eine Ansprechpartner:in im Unternehmen, vielleicht die Führungskraft oder die Personalabteilung. Dort darfst Du auch nach dem Gespräch noch anrufen, um wichtige Fragen zu klären.

Viel Erfolg im nächsten Vorstellungsgespräch!

Kurz gesagt:
  • Vorstellungsgespräche finden auf Augenhöhe statt und sind Dialoge, keine einseitigen Interviews. Dazu brauchst Du eine gute Vorbereitung, Klarheit über Deine Stärken und auch passende Fragen, die Du stellen kannst.
  • Bereite mögliche und sinnvolle Fragen, die für Dich wirklich bedeutend sind, vor. So hast Du einen Katalog, aus dem Du im Gespräch die passende Option wählen kannst und kommst nicht in die Verlegenheit, aus Mangel an Alternativen eine Frage der No-Go-Kategorie zu stellen.
  • Gute Fragen drehen sich um das Unternehmen, die Stelle und Zusammenarbeit und zeigen, dass Du mit Interesse dabei bist, und Lösungskompetenz und Engagement mitbringst.

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