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Nie wieder Gehaltsverhandlung: Tarifverträge für Ingenieure

Deine Chance, jetzt schon zu erfahren, was Du in 10 Jahren verdienst

Von Tim Lamkemeyer

 

 

“Wie viel Gehalt kann ich fordern, ohne überheblich zu sein? Vielleicht sind ja auch noch 2 Urlaubstage mehr drin? Sind 7 % Erhöhung zu wenig und ich könnte noch mehr bekommen?” Diese Gedanken schwirren wohl jeder jungen Ingenieur:in vor dem ersten Bewerbungs- oder Gehaltsgespräch im Kopf rum und sorgen für ein mulmiges Gefühl in der Magengrube. Wenn es Dich jetzt schon beim Gedanken an diese Situation schüttelt und Du gerne von Anfang an klare Verhältnisse haben möchtest, bist Du in einem Unternehmen richtig, das Dich nach Tarifvertrag bezahlt. Wir zeigen Dir, welche Vor- und Nachteile das für Dich hat.

Was wird im Tarifvertrag geregelt?

Die meisten Unternehmen legen von der Arbeitszeit über das Gehalt bis zum Urlaub individuell fest, welche Arbeitsbedingungen für ihre Mitarbeiter:innen gelten. Du hast zwar durch Verhandlungen ein gewisses Mitspracherecht, häufig ist aber z.B. an der Anzahl der Urlaubstage nichts zu machen und Du musst Dich den Gegebenheiten im Unternehmen anpassen.

Für rund 44 % der Arbeitnehmer:innen in Deutschland sieht das anders aus: Für sie war 2019 das Beschäftigungsverhältnis durch einen Tarifvertrag geregelt. Für angestellte Ingenieur:innen wie Dich bedeutet das, dass Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter:innen regelmäßig über die Arbeitsbedingungen in den Produktions- oder Zulieferbetrieben verhandeln – und Du etwa bei der Gehaltsverhandlung oder Neuregelung des Überstundenausgleichs nicht mehr auf Dich allein gestellt bist. In dem dann geschlossenen Tarifvertrag wird festgehalten, dass Du beispielsweise als Ingenieur:in in der Metall- und Elektroindustrie in NRW

  • bei Deinem Berufsstart in Entgeltgruppe 12-14 startest,
  • nach dem 18. Beschäftigungsmonat Deine erste Gehaltserhöhung bekommst,
  • 35-Stunden pro Woche arbeitest,
  • 70 % eines Monatseinkommens als Urlaubsentgelt bekommst und
  • 30 Tage Urlaub im Jahr hast.

In welche Entgeltgruppe Du eingestuft wirst, hängt dabei von Deiner Ausbildung, dem Berufsfeld und den Anforderungen an Deinen Arbeitsplatz ab: So verdienen beispielsweise Bauingenieur:innen, die nach IG Metall-Tarif bezahlt werden, weniger als Elektro- oder Chemieingenieur:innen.

Die Tarifregelungen sind für Dich aber nicht nur relevant, wenn Du in einem daran gebundenen Unternehmen anfangen möchtest. Auch ansonsten bieten Dir die Tarifverträge z.B. einen guten Anhaltspunkt, welche Gehälter oder Kündigungsfristen in der jeweiligen Branche realistisch sind.

Welche Tarifverträge gibt es für Ingenieur:innen?

Es gibt für fast alle Branchen, in denen Du als Ingenieur:in einsteigen kannst, auch einen entsprechenden Tarifvertrag und die meisten davon werden von der IG Metall mit den Arbeitgebenden verhandelt. Aber auch die IG Bau, die IG BCE (Bergbau, Chemie, Energie) und ver.di können in Deiner Branche die Verhandlungen führen. Die wichtigsten Tarifverträge für Ingenieur:innen sind:

  • Eisen und Stahl (IG Metall)
  • Holz und Kunststoff (IG Metall)
  • Metall und Elektro (IG Metall)
  • Kraftfahrzeuggewerbe (IG Metall)
  • Chemie (IG BCE)
  • Bauhauptgewerbe (IG Bau)
  • Energie- und Versorgungswirtschaft (ver.di)

Wenn Du unmittelbaren Einfluss auf die Arbeitsbedingungen in Deiner Branche haben möchtest, kannst Du Dich in einer dieser Gewerkschaften engagieren.

Tarifverträge müssen aber nicht immer für komplette Branchen gelten. Gerade in größeren Konzernen gibt es häufig auch Haus- oder Firmentarifverträge, die von den jeweiligen Unternehmen direkt mit dem Betriebsrat verhandelt werden.

Tarifverträge für Ingenieur:innen: Deine Vor- und Nachteile

Alles geregelt, von der Wochenarbeitszeit über das Urlaubsgeld bis zu regelmäßigen Gehaltserhöhungen: Im ersten Moment sieht es so aus, als ob ein tarifgebundenes Unternehmen die ideale Wahl ist. Es gibt aber auch Gründe, die gegen einen Einstieg in einem Tarif-Unternehmen sprechen. Wir haben die Pros und Cons für Dich zusammengefasst:

Vorteile

  • Du hast häufig bessere Arbeitsbedingungen
    Ingenieur:innen, die nach Tarifvertrag angestellt sind, haben etwa in der Metall- und Elektroindustrie in den alten Bundesländern eine 35 Stunden Woche und in den neuen Bundesländern eine 38 Stunden Woche. Dazu haben sie auch noch Anspruch auf Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld und bekommen 30 Tage Urlaub. Bei nicht tarifgebundenen gibt es individuelle Regelungen, die besser oder schlechter sein können. Die Kündigungsregelungen in Tarifverträgen gehen meist deutlich über das gesetzliche Mindestmaß hinaus und Du musst Dir keine Sorgen machen, dass Du z.B. einen Monat nach einer vom Arbeitgeber ausgesprochenen Kündigung auf der Straße stehst.

  • Du weißt beim Jobwechsel, wie die Rahmenbedingungen aussehen
    Nach ein paar Jahren in Deinem ersten Job als CAD-Konstrukteurin, Statiker oder Projektmanagerin wirst Du wahrscheinlich den Arbeitgeber wechseln. Eigentlich ist dieser Schritt immer mit Ungewissheit verbunden: Kann das neue Unternehmen Deinen Gehaltsansprüchen gerecht werden? Werdet Ihr Euch beim Urlaub einig? Und wie sieht’s mit den Überstunden aus? Wenn Du von einem tarifgebundenen Unternehmen zu einem anderen wechselst, kannst Du Dich dagegen darauf verlassen, dass sich an den Arbeitsbedingungen für Dich nichts ändert.

  • Du bekommst als Ingenieurin den gleichen Lohn wie Deine männlichen Kollegen
    Im Ingenieurwesen bekommen Frauen oft weniger Geld als Männer - im Durchschnitt beträgt der Unterschied 12 %. Wenn Du in einem tarifgebundenen Unternehmen anfängst, steht Dir als Ingenieurin allerdings das gleiche Gehalt zu, wie Deinen männlichen Kollegen und Du musst Dir keine Sorgen mehr um den Gender Pay Gap machen.

  • Du weißt genau, was Deine Kolleg:innen verdienen
    In Deutschland spricht man nicht gern über das Gehalt und in manchen Arbeitsverträgen ist sogar die Verschwiegenheit über das eigene Einkommen festgelegt. Du weißt also nur selten, wie viel die anderen Testingenieure, Bauleiterinnen, Anlagenplaner oder Produktmanagerinnen verdienen – und wie groß Dein Spielraum bei der nächsten Gehaltsverhandlung ist. Bei Arbeitgebenden, die ihre Mitarbeiter:innen nach Tarifvertrag anstellen, gilt immer: Gleiches Geld für gleiche Leistung und Du kannst Dir sicher sein, dass alle Ingenieur:innen mit ähnlichen Voraussetzungen das gleiche Gehalt bekommen.

Nachteile

  • Du kannst Dein Gehalt nicht selbst verhandeln
    Du leistest besonders gute Arbeit, erledigst Deine Aufgaben immer zuverlässig und extrem schnell? Dann bist Du die erste Kandidat:in, die sich über eine ordentliche Erhöhung des Ingenieur-Gehalts freuen kann – zumindest in einem Unternehmen, das nicht tarifgebunden ist. Wenn Du dagegen nach Tarifvertrag angestellt bist, ist genau festgelegt, wann Du die nächste Gehaltsstufe erklimmst und wie stark die Erhöhung ausfällt – ganz unabhängig davon, ob Du zu den Top-Performern gehörst und in einer Gehaltsverhandlung vielleicht mehr rausholen könntest.

  • Deine Motivation kann leiden
    Du weißt genau, dass Du z.B. nach 18 und 36 Monaten im Unternehmen eine Gehaltserhöhung bekommst – und das ganz unabhängig von Deiner Leistung. Die Aussicht, dass Top-Leistungen nicht automatisch zu einem Top-Gehalt führen, kann Ingenieur:innen schon mal aufs Gemüt schlagen und dafür sorgen, dass sie nicht um jeden Preis eine Problemlösung oder Innovation entwickeln.

  • Ein Tarif für alle
    Es gilt nicht nur, dass alle Kolleg:innen im Unternehmen nach den gleichen Kriterien bezahlt werden – dies gilt auch unternehmensübergreifend. Die Tarifverhandlungen orientieren sich an der allgemeinen wirtschaftlichen Lage für die Branche. Wenn Dein Unternehmen nun besonders innovativ ist und in einer sehr guten wirtschaftlichen Verfassung ist, dann macht sich das nicht in Deinem Tarifgehalt bemerkbar. 

  • Du darfst nicht streiken
    Zugegeben, das machen wahrscheinlich eh die wenigsten Ingenieur:innen in ihrer Karriere. Trotzdem ist es für Dich wichtig zu wissen, dass für Dich während der gesamten Laufzeit des Tarifvertrags die sogenannte Friedenspflicht gilt. Das bedeutet, dass Du als Arbeitnehmer:in nicht den Streik als letztes Mittel nutzen darfst, um auf Missstände hinzuweisen.

Wie Du siehst, gibt es Vor- und Nachteile, in einem tarifgebundenen Unternehmen zu arbeiten. Am Ende musst Du für Dich persönlich abwägen. Auch wenn das Gehalt und die sonstigen Rahmenbedingungen der Arbeit natürlich wichtig sind – noch entscheidender für die tägliche Zufriedenheit sind die Aufgaben, das Unternehmensklima und die Kolleg:innen, mit denen Du zusammenarbeiten kannst.

Außertarifliches Gehalt für Ingenieur:innen? Das bedeutet es für Dich

Wenn Du in einem tarifgebundenen Unternehmen arbeitest, muss das nicht automatisch heißen, dass Du auch nach diesem Tarif bezahlt werden musst: Wenn es etwa Dein Studienabschluss oder Deine bisherige Berufserfahrung und Deine Aufgabe im Unternehmen zulassen, kannst Du mit Deinem Arbeitgeber auch ein außertarifliches Gehalt vereinbaren – das natürlich dann auch über dem Einkommen liegt, das Dir tariflich zusteht.

Ein außertarifliches Gehalt kommt für Dich also vor allem infrage, wenn Du in Deiner Karriere das Ziel hast, Führungskraft zu werden oder die Rolle als ausgewiesener Spezialist z.B. für Thermodynamik, Maschinenbauinformatik oder Regelungstechnik einzunehmen. Mit dem außertariflichen Gehalt geht aber nicht nur eine besondere Verantwortung im Unternehmen einher, Dein Arbeitgeber erwartet von Dir auch ein besonders hohes Engagement. Das bedeutet für Dich u.a. Überstunden, die mit dem Gehalt abgegolten sind, also nicht ausgezahlt oder abgefeiert werden können.

Bevor Du einen außertariflichen Vertrag unterschreibst, solltest Du noch einmal einen Blick in den Tarifvertrag werfen und die Unterschiede genau vergleichen. Wichtig ist dann vor der Unterschrift vor allem Deine ganz persönliche Sicht auf Deinen Job und Deine Motivationslage.

Kurz gesagt:
  • In einem Tarifvertrag sind die Rahmenbedingungen geregelt, zu denen Du als Ingenieur:in in einem Unternehmen arbeitest. Dazu gehören z.B. das Gehalt, Deine Wochenarbeitszeit und Dein Urlaubsanspruch.
  • Die meisten Tarifverträge, die für Ingenieur:innen relevant sind, werden von der IG Metall mit den Arbeitgebern verhandelt. Es gibt aber auch noch die IG Bau, die IG BCE (Bergbau, Chemie, Energie) und ver.di.
  • Auch in einem Unternehmen, das seine Mitarbeiter:innen nach Tarif bezahlt, kannst Du ein individuelles Gehalt vereinbaren. Das außertarifliche Gehalt ist allerdings an besondere Qualifikationen, Aufgaben und außergewöhnliches Engagement geknüpft.
 

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