Diese IT-Skills brauchst Du als Ingenieur
Als Ingenieur bist Du ein Macher-Typ, bringst Dein handwerkliches Geschick ein oder erfindest durch Deine Experimente neue und nützliche Produkte. So sieht zumindest die Wunschvorstellung vieler junger Ingenieure aus. Im Studium und spätestens im ersten Job kommt dann aber die erste kleine Ernüchterung: Als Ingenieur arbeitest Du auch viel am Computer, entwirfst je nach Berufsfeld etwa zunächst auf dem Bildschirm einen Prototypen, erstellst Präsentationen oder programmierst mit Hilfe Deiner IT-Kollegen Abläufe für Förderbänder. Wir geben Dir deshalb einen Überblick, welche Anwendungen und Technologien in Deinem Joballtag als Ingenieur auf Dich zukommen.
Automatisierungstechnik: SPS-Software
Programme zur speicherprogrammierbaren Steuerung (kurz: SPS) benötigst Du als Ingenieur vor allem in der Automatisierungstechnik. Die Europäische Norm beschreibt SPS etwas kryptisch als “digital arbeitendes elektronisches System für den Einsatz in industriellen Umgebungen mit einem programmierbaren Speicher zu internen Speicherung der anwenderorientierten Steuerungsanweisungen.”
Etwas vereinfacht ausgedrückt sorgen SPS also dafür, dass Prozesse automatisiert ablaufen und ersetzen nach und nach die alten, “festverdrahteten” verbindungsprogrammierten Steuerungen. Sie steuern die Funktionen, die etwa auf einem Laufband im Paketzentrum ausgelöst werden, wenn ein Paket nach Hamburg oder Berlin geleitet werden soll oder stellen sicher, was bei einem Lebensmittelhersteller geschieht, wenn ein Magnet Metallteile in der Tiefkühlpizza erkennt. Um automatisiert ablaufen zu können, verfügt jedes SPS über Eingänge, Ausgänge und ein Betriebssystem, über die das jeweilige Programm geladen werden kann. Das Programm bestimmt also, dass etwa beim Daten-Eingang “Metallteil in der Pizza” als Ausgang definiert ist, dass diese Pizza durch einen Luftstrom oder eine umgestellte Weiche aus der Produktion genommen wird.
Als Ingenieur kann Deine Aufgabe auf der einen Seite darin bestehen, die speicherprogrammierbare Steuerung beispielsweise für ein neues Fördersystem mit Hilfe der Software neu aufzusetzen oder bestehende Systeme zu warten. Häufig genutzte SPS sind Step 7 und Siemens TIA Portal.
Entwicklung und Konstruktion: CAD-Software
Wenn Du als Ingenieur in der Konstruktion durchstarten möchtest, solltest Du Dich bereits während Deines Studiums mit CAD-Programmen (kurz für “Computer Aided Design”) wie CATIA, AutoCAD oder Solidworks auseinandersetzen. Im Vergleich zum Reißbrett, an dem die technischen Zeichner in den 70er Jahren noch aufwändige Skizzen zu Papier gebracht haben, bieten CAD-Programme jede Menge Vorteile:
- Du kannst mit vergleichsweise wenig Aufwand zwei- und dreidimensionale Modelle erstellen und sie bereits digital auf ihre Funktion überprüfen.
- Hinter den meisten CAD-Programmen steht eine zentrale Datenbank mit standardisierten Konstruktionselementen, sodass Du häufig nur noch Details anpassen musst.
- Du kannst mit wenigen Mausklicks verschiedene Materialstrukturen für Dein Modell auswählen und ausprobieren.
- Wenn Du ein 3D-Modell entworfen und für gut befunden hast, kannst Du mit Hilfe des CAD-Programms direkt einen zweidimensionalen Konstruktionsplan ausspielen.
Entwicklung und Konstruktion: CAE-Software
CAD-Programme können schon viel – getoppt werden sie aber noch von CAE-Programmen (kurz für “Computer Aided Engineering”). Mit diesen Programmen kannst Du Dein Produkt nicht nur konstruieren, sondern direkt eine Simulation starten: Ist das Auto wirklich stromlinienförmig? Fließt das Wasser auf der Wasserrutsche schnell genug, um die Rutschenden sanft heruntergleiten zu lassen? Oder setzen die geplanten Zahnräder die Kraft genauso um, wie Du es Dir vorgestellt hast?
Du erkennt bereits: CAE-Programme sind sehr umfangreich, in vielen Branchen einsetzbar, und bieten von Temperatur- und Strömungsanalysen, Kinematik und Dynamikanalysen bis hin zur Simulation von Fertigungsprozessen nahezu alle Funktionen, die Du für eine solide Konstruktion benötigst. Dementsprechend teuer sind diese Komplettlösungen aber auch, sodass Du in vielen Unternehmen nur einzelne Bestandteile der Software zur Verfügung hast, die sich ins CAD-System integrieren lassen und dieses etwa um eine Elektromagnetismussimulation erweitern. Die verbreitetste CAE-Software ist EPLAN.
Allgemein: Programmiersprachen
Die London School of Economics hat 2015 in einer Studie festgestellt, dass langfristig jeder zweite Arbeitsplatz durch die Digitalisierung bedroht wird. Auch wenn Dein Job als Ingenieur spezielles Know-How voraussetzt und vergleichsweise sicher ist, solltest Du Dir bestimmte Programmier-Skills aneignen, um mit der Digitalisierung Schritt halten zu können.
Die Programmiersprachen, die im Ingenieurwesen gerade besonders gefragt sind, sind die sogenannten C-Sprachen. Die Sprache “C” bietet dabei die Grundlage, auf deren Logik und Syntax weitere Sprachen wie z.B. “C++” oder “C#” aufbauen. Diese Sprachen sind besonders in der Elektrotechnik verbreitet und werden von den Arbeitgebern daher besonders häufig gefordert. Darüber hinaus kannst Du mit den entsprechenden Coding-Skills Programme wie MATLAB viel individueller an Deine Bedürfnisse anpassen. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung vieler Prozesse wird es aber auch in den anderen Ingenieur-Fachbereichen wie dem Maschinenbau oder dem Bauingenieurwesen immer wichtiger, dass Du etwa im fachlichen Austausch mit der IT-Fachbteilung verstehst, welche softwareseitigen Möglichkeiten Du bei der Entwicklung eines Roboters hast oder welche Prozesse im Hintergrund ablaufen, wenn unterschiedliche Automodelle in der gleichen Produktionsstraße produziert werden.
Organisation: Office-Anwendungen
Egal, in welchem Ingenieur-Beruf Du arbeiten wirst: Du solltest sicher mit Textverarbeitungs-, Tabellenkalkulations- und Präsentationsprogrammen umgehen können. Mit Excel wirst Du etwa in der Forschung oder im Bauwesen regelmäßig arbeiten, um Forschungsergebnisse zu visualisieren oder um eine erste Material-Grobplanung für den Bau eines neuen Gebäudes zu planen. Eine ansprechende Powerpoint-Präsentation kann Dir beispielsweise in der Entwicklung oder im Projektmanagement helfen, Deine Vorgesetzten oder Kunden von einer Idee zu überzeugen.
Bei Deiner Bewerbung gilt: Mehr ist mehr!
Kenntnisse in den gängigen Programmen, wie etwa den Office-Anwendungen, sind für viele junge Ingenieure inzwischen obligatorisch und werden nicht mehr in den Lebensläufen erwähnt. Diesen Fehler solltest Du jedoch nicht begehen, denn die meisten Personaler vertreten die Einstellung: “Wer mehr Anwendungen beherrscht, ist für uns interessanter.” Unser Tipp: Um deutlich zu machen, wieviel Erfahrung Du schon mitbringst, solltest Du nicht nur die einzelnen Anwendungen und Technologien aufführen, sondern jeweils auch eine Selbsteinschätzung abgeben (z.B. die Anzahl der Jahre oder: Anfänger – Fortgeschritten – Experte).
- Als Ingenieur benötigst Du inzwischen in fast jedem Berufsfeld und jeder Branche IT-Kenntnisse, auch wenn Du keinen interdisziplinären Studiengang mit Ingenieur- und IT-Schwerpunkt gewählt hast.
- Je nach Fachbereich gibt es ganz unterschiedliche Technologien, die zu Deinem Arbeitsalltag gehören werden. Du solltest also idealerweise schon im Studium einen Blick darauf haben, welche Software in Deinem Fachbereich und Deiner bevorzugten Branche bei den Unternehmen zum Einsatz kommt.
- Zähle in Deinen Bewerbungsunterlagen oder Online-Profilen möglichst alle IT-Skills auf, die Du bis jetzt gesammelt hast – auch dann, wenn Du ein Programm erst in den Grundfunktionen beherrschst. Eine kurze Info zum Erfahrungslevel gehört mit dazu, sodass Deine IT-Skills besser eingeschätzt werden können.