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Was erwartet Dich im Ingenieurbüro?

Steile Lernkurve und viele Kontakte durch immer neue Projekte

Von Tim Lamkemeyer

 

 

Rund 87.500 Ingenieurbüros gibt es über ganz Deutschland verteilt. Die meisten davon arbeiten in Projekten für Großunternehmen. Dein  technisches Wissen kommt also bei den Kund:innen der Ingenieurbüros zum Einsatz. Für Dich hat das gleich 2 Vorteile: Du kannst in vielen unterschiedlichen Unternehmen eine Menge lernen und im Idealfall so gute Kontakte knüpfen, dass Du als Ingenieur:in anschließend bei einem Global Player eingestellt wirst. Auf direktem Weg kannst Du Dich dort oft gar nicht bewerben, weil viele Einsatzfelder systematisch über die Ingenieurbüros abgedeckt werden. Die große Zahl dieser Büros hat dazu noch den Vorteil, dass Du in jeder Region potenzielle Arbeitgeber findest und, wenn es Dir wichtig ist, in der Nähe von Familie und Freund:innen bleiben kannst.

Bei Ingenieurbüros denken manche Absolvent:innen an Zeitarbeit, vergleichsweise niedrige Löhne und immer wechselnde Projektpartner:innen, auf deren Eigenheiten man sich jedes Mal wieder neu einstellen muss. Wir zeigen Dir, wieso es sich lohnt, genauer hinzusehen: Neben einigen ähnlichen Eigenschaften gibt es große qualitative Unterschiede zwischen den klassischen Arbeitnehmer:innenüberlassenden und der Arbeit für ein Ingenieurbüro. Während Du bei der Arbeitnehmendenüberlassung tatsächlich in der Produktion, Konstruktion oder einem anderen Berufsfeld eingesetzt wirst, sind Ingenieurbüros auf das Projektmanagement spezialisiert. Hier hast Du also eher die Rolle des Beratenden. Kurz gesagt: Im Ingenieurbüro wird Dein Wissen und nicht Deine Arbeitskraft vermittelt.

So sieht die Arbeit im Ingenieurbüro aus

Die meisten Ingenieurbüros sind auf Beratung und Projektmanagement im Bauwesen spezialisiert. Von den insgesamt 87.500 arbeiten über 56.000 Büros in der bautechnischen Gesamtplanung, der technischen Fachplanung und dem Ingenieurdesign. Daneben gibt es spezialisierte Ingenieurbüros aber auch in allen anderen Branchen und Fachbereichen, wie etwa der Luft- und Raumfahrt, dem Schiff- oder Maschinenbau und dem Automotive-Sektor.

Steht bei Behörden oder anderen Auftraggebenden aus dem öffentlichen Dienst ein Projekt wie etwa der Neubau einer Schule an, wird die benötigte Projekt-Unterstützung öffentlich ausgeschrieben. Die einzelnen Ingenieurbüros müssen anschließend in einem Pitch gegeneinander um die freie Beratungsstelle antreten. In der freien Wirtschaft ist das nicht immer der Fall. In vielen Fällen besteht hier schon eine langjährige Arbeitsbeziehung zwischen dem Unternehmen und den relevanten Ingenieurbüros und die Projekte werden direkt vergeben.

Beim Neubau der städtischen Schule bist Du als Angestellte:r in einem Ingenieurbüro nicht mehr direkt an der Konstruktion oder der technischen Umsetzung beteiligt, sondern übernimmst eine Consulting-Funktion: Du berätst also beispielsweise die Planenden der Stadt, die Architekt:innen und die ausführenden Bauunternehmen dabei, wie die Umsetzung am effizientesten gestaltet werden kann. Wenn Du in einem Ingenieurbüro im Bauwesen anfängst, gehört es also zu Deinen täglichen Aufgaben, Baupläne zu erstellen, Planungsunterlagen zu prüfen, Qualitäts-, Kosten- und Termineinhaltungen zu überwachen oder Gutachten zu erheben.

In einem Ingenieurbüro arbeitest Du meist in einem eher kleinen Team: Laut Statistischem Bundesamt sind über 90 % der Büros weniger als 10 Mitarbeitende beschäftigt. Mehr als 20 Mitarbeitende sind nur in 3,5 % der Ingenieurbüros zu finden. Der Durchschnitt aller Ingenieurbüros in Deutschland liegt bei 6 Mitarbeiter:innen.

Genau hinschauen: Ingenieurbüro oder Zeitarbeit?

Da Du als Mitarbeiter:in in einem Ingenieurbüro Projekte ganz unterschiedlicher Kund:innen betreust, kommt es oft vor, dass Du für einen bestimmten Zeitraum in dem Unternehmen arbeitest, dass das Projekt in Auftrag gegeben hat. Für dieses “Ausleihen” schließt das Ingenieurbüro mit dem Auftraggebenden einen Werk- oder Projektvertrag. In diesem Vertrag wird festgelegt, zu welchem Ergebnis Deine Arbeit bis zum vorab definierten Zeitpunkt führen soll. Du erhältst also den Arbeitsauftrag vom Unternehmen, bleibst aber bei Deinem Ingenieurbüro angestellt, was zur Folge hat, dass auch nur Dein Büro Dir gegenüber weisungsbefugt ist. Etwas anders sieht es bei der Zeitarbeit aus: Hier wird vertraglich eine Arbeitnehmerüberlassung geschlossen und Du gehst für eine bestimmte Zeit als Mitarbeiter:in in das ausleihende Unternehmen über. Die Folge: Deine Führungskraft im Unternehmen darf Dir Arbeitsanweisungen geben.

Die Angestelltenverhältnisse und Konditionen, die dabei vereinbart werden, sind allerdings genauso unterschiedlich wie die verschiedenen Projekte und Bezeichnungen, die für das “Ausleihen” von Mitarbeitenden mittlerweile kursieren. Sie reichen von der Arbeitnehmendenüberlassung, Zeitarbeit, Leiharbeit und Mitarbeitendenüberlassung bis zum Personalleasing.

Für Bewerber:innen ist nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, ob es sich bei einem Unternehmen um ein Ingenieurbüro oder etwa um eine Zeitarbeitsfirma handelt. Deshalb solltest Du im Telefoninterview oder persönlichen Vorstellungsgespräch nicht zögern, Nachfragen zu den konkreten Rahmenbedingungen zu stellen. Um herauszufinden, ob das Unternehmen, mit dem Du in Kontakt stehst, wirklich Interesse an Dir und Deinem Wissen hat, oder Dich einfach nur weitervermitteln möchte, solltest Du Dir über die folgenden Punkte Klarheit verschaffen und sie kritisch hinterfragen:

  • Sucht das Unternehmen durchgehend neue Ingenieur:innen?
    Das deutet darauf hin, dass es hier rein um die Vermittlung von Arbeitskräften geht.

  • Welche Vergütung für Berufsanfänger:innen ist in Deiner Branche üblich?
    Liegt das Gehalt, das Dir angeboten wird, deutlich unter dem Durchschnitt, möchte das Unternehmen Dich wahrscheinlich gewinnorientiert weitervermitteln.

  • Hast Du anhand der ausgeschriebenen Stellen das Gefühl, dass das Unternehmen eher “Masse statt Klasse” sucht?
    In Ingenieurbüros arbeiten ausschließlich Expert:innen in ihrem jeweiligen Bereich. Zeitarbeitsfirmen hingegen wollen sich breit aufstellen und möglichst jede Anfrage bedienen können.

Welche Karriereperspektiven haben Absolvent:innen in einem Ingenieurbüro?

Du hast 2 Entwicklungsmöglichkeiten. Für welche von beiden Du Dich entscheidest, hängt vor allem von Deiner Persönlichkeit und Deinen Zielen ab:

  1. Du bleibst für eine längere Zeit im Ingenieurbüro.
    Diese Variante hat den Vorteil, dass Du mit den Jahren immer neue Unternehmen und Projekte managst und Deine Lernkurve rasant steigt. Du hast in Deinem Arbeitsalltag viel Abwechslung und erweiterst Dein Wissen von Projekt zu Projekt. Wenn Du Dich direkt nach dem Studium noch nicht auf ein genaues Berufsfeld festlegen möchtest, kann diese Variante sinnvoll sein. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch eine besondere Herausforderung, sich mit jedem Projekt auf neue Organisationsformen, Personen und Herangehensweisen einzustellen.

  1. Du nutzt das Ingenieurbüro als Karriere-Sprungbrett.
    Durch die verschiedenen Projekte und unterschiedlichen Stationen, die Du während Deiner Arbeit im Ingenieurbüro kennenlernst, hast Du die große Chance, direkt bei einem Deiner Auftraggebenden einen Fuß in die Tür zu bekommen. Eine direkte Bewerbung auf eine Festanstellung als Ingenieur:in ist bei vielen Global Playern wie Daimler oder Siemens nämlich nur sehr selten bis gar nicht möglich. Wenn Du in Deinem Projekt einen guten Job machst, zeigst was Du kannst und aktiv netzwerkst, steigen Deine Chancen, für die nächste Festanstellung empfohlen zu werden.

Einige große Unternehmen, wie etwa die Deutsche Bahn, haben eigene Ingenieurbüros, die die Mitarbeitenden bei internen Projekten beraten. Wenn Du Dich für die Arbeit in so einer Tochterfirma eines Großunternehmens entscheidest, kannst Du die Vorteile beider Varianten vereinen.

Generell ist die Zukunft von Ingenieurbüros als sicher einzustufen: Der jährliche Umsatz, den sie in Deutschland machen, ist seit 2015 auf einem gleichbleibenden Level von durchschnittlich ca. 45 Milliarden € und unterliegt nur kleineren Schwankungen. Eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) von Mitte 2019 könnte zukünftig allerdings zu Umsatz- und Gehaltseinbußen bei den Ingenieurbüros und ihren Angestellten führen: In Deutschland wurden sie bis 2021 noch nach einem festgelegten, deutschlandweit gültigen Honorarsatz (HOAI) bezahlt. Diese Honorar-Regelung wurde vom EuGH nun allerdings als nicht mit europäischem Recht vereinbar eingestuft und wurde die Tür für einen Preiskampf zwischen den einzelnen Ingenieurbüros aufgestoßen. Unser Gehaltsrechner hilft Dir dabei, die angemessene Spannweite für Dein individuelles Einstiegsgehalt herauszufinden.

Quellen:

  • Statistisches Bundesamt, Strukturerhebung im Dienstleistungsbereich Architektur- und Ingenieurbüros 2019
Kurz gesagt:
  • Ingenieurbüros bieten spannende Einsatzfelder zu fairen Konditionen und sind nicht pauschal gleichzusetzen mit Arbeitnehmendenüberlassungen. In Ingenieurbüros wird nicht Deine Arbeitskraft, sondern Deine Expertise weitergegeben und entsprechend wertgeschätzt.
  • Als Ingenieur:in berätst Du Deine Kund:innen in unterschiedlichen Projekten und bist eher in der Planung, Koordination und Überwachung als in der Konstruktion oder Entwicklung tätig.
  • Du kannst den Berufseinstieg in einem Ingenieurbüro entweder als Sprungbrett in eine Festanstellung bei einem der großen Player nutzen oder Dein Wissen von Projekt zu Projekt erweitern.
 

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